Dienstag, 3. April 2018

Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel (Teil 3 von 3)


Liebe Leserin, lieber Leser,

hier ist nun Teil 3 von der Geschichte des Ferdinand Z.
Aber keine Sorge, es werden noch weitere Geschichten 
über diesen Fiesling folgen. Und nun viel Vergnügen.








Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel (Teil 3 von 3) von Michael Uhlworm


Aber Gerda machte keine Anstalten sich zu bewegen und öffnete ihre Handtasche. 

»Hier Ferdi, Herr Wenger hat uns zwanzig Euro für ein Taxi geliehen. Du sollst dir eine Quittung geben lassen, hat er gesagt, weil doch manche Fahrer den Taxameter nicht anmachen. Er ist so ordentlich der Herr Wenger.«

Ferdinand Z. platzte der Kragen. »Was habe ich da nur geheiratet damals? Ist dir nicht klar Gerda, dass ich ihm das Geld wiedergeben muss? Und eine Quittung auch noch dazu? Ohne Taxameter kostet mich die Fahrt nur die Hälfte.«

Gerda schaute ihren Ferdi geduldig und liebevoll an. 

»Er hat gesagt, du kannst es ihm auch in kleinen Raten zurückzahlen, wenn du gerade knapp bist. Er ist so rücksichtsvoll der Herr Wenger.«

Kalter Schweiß brach aus Ferdinand Z. heraus, nässte sein frisch gebügeltes, blaues Hemd und machte hässliche dunkle Flecken.

Er sah sich im Geiste belustigten Blicken der Nachbarschaft ausgesetzt. Er, der Vorstandsvorsitzende des Kleingartenvereins, Ferdinand Z. machte zwanzig Euro Schulden bei Herrn Wenger und konnte sie nur in kleinen Raten zurückzahlen. Was für eine Blamage.

Aber halt, soweit war er noch nicht. Er war noch nicht gewählt. Noch war er ein Niemand, ein Nichts und ohne angemessene, gesellschaftliche Stellung im Viertel.

»Gib das Geld her Gerda und hurtig jetzt, ruf ein Taxi. Nun mach schon, beeile dich.« Das Schwitzen wurde stärker, er lockerte die Krawatte.

Viele rote Ampeln und keine grüne Welle. Ferdinand Z. konnte kommandieren, wie er wollte. Der polnische Student der Politologie, der das Taxi lenkte, war eben zu jung und daher ohne jegliche Wehrmachtserfahrung. Er ließ sich nicht Befehlen, rote Ampeln zu ignorieren.

Fünfzehn Minuten zu spät. Gerda bestand auf ihre Quittung für Herrn Wenger, diesen netten Herrn. Ferdinand Z. drängte Gerda zur Eile. 

»Lauf schon vor Gerda. Die sollen gefälligst warten mit dem wählen, ich bin gleich da. Mach schon Gerda, renn was du kannst.«

Gerda protestierte lahm, »aber ich bin auch nicht mehr so schnell. Ich bin so alt wie du Ferdi.«

»Quatsch nicht und spar dir den Atem. Du bist drei Monate jünger als ich und außerdem meine Frau. Also ab jetzt. Vermassel mir nicht meine Wahl.«

Endlich am Vereinsheim angekommen, sah Ferdinand Z. wie Gerda, seine Frau, in herzlicher Umarmung mit Elise Hunger lag, seiner direkten Konkurrentin um das Amt.

»Hallo Ferdinand«, begrüßte ihn Elise Hunger mit gelangweiltem Händedruck, »du bist leider zu spät, meine Wahl ist bestätigt. Aber wir hätten noch eine Position im erweiterten Vorstand für dich frei.« 

Ihr Lächeln kam hintergründig und ihre Augen lächelten nicht mit.
Ferdinand Z. musste sich im schweißdurchtränkten, blauem Hemd geschlagen geben. Geschlagen von einer Frau. Wo geht es nur hin mit dem Vaterland? Immerhin, es war noch eine Position frei.

»Na gut Elise, ich werde Kassenwart. Immerhin war ich Dienststellenleiter beim Ordnungsamt.«

Elise Hunger lächelte süffisant. »Der Kassenwart ist schon vergeben. Aber wir brauchen noch einen Blockwart. Einer muss ja darauf achten, dass die Hecken nicht zu hoch wachsen. Ordnung muss schließlich sein, nicht wahr mein lieber Ferdinand?«


Montag, 2. April 2018

Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel Teil 2


Liebe Leserin, lieber Leser,

wie versprochen hier der zweite Teil der Kurzgeschichte: 
Ferdinand Z. oder:Gerda und ihr geliebtes Ekel








Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel (Teil 2 von 3) von Michael Uhlworm

Herr Hübner ließ den erregten Ferdinand Z. sprachlos stehen, setzte sich in seinen Wagen und fuhr fort. Schon kam Gerda mit Herrn Wenger im Schlepptau. Sofort, da noch in Rage, fuhr Ferdinand Z. nun diesen an.

»Was haben Sie sich dabei gedacht, mich so dermaßen zuzuparken? Wissen Sie nicht, dass ich Kollegen beim Ordnungsamt habe?«

Herr Wenger, ehemaliger Oberfinanzinspektor und jetzt a.D., ging wortlos um die beiden Autos herum und blieb vor der Motorhaube des Wagens von Ferdinand Z. stehen. »Also wie ich das sehe, haben Sie hier vorne platz genug. Sie brauchen nur loszufahren. Grüßen Sie ihre Exkollegen. Im Übrigen habe ich auch welche. Guten Tag noch.«

Gerda fasste ihren Ferdi am Arm, »Ferdi du darfst dich nicht immer so aufregen. Und denk doch, das sind unsre Nachbarn und der Herr Wenger war früher beim Finanzamt. Wer sollte denn unseren Rasen mähen, wenn wir dafür auch noch Mehrwertsteuer zahlen müssten?«

»Quatsch Gerda, der hat doch Tomaten auf den Augen. Außerdem lässt der doch selber schwarz anstreichen. Los jetzt in einer halben Stunde ist Wahltermin, trödel nicht rum.«

Ferdinand Z. startete den Wagen. Nichts. Ferdinand Z. drehte den Schlüssel noch mal und noch mal. Nichts und wieder Nichts Der Motor blieb stumm.

»Himmelherrgott Gerda, du dumme Kuh. Du hast das Licht über Nacht angelassen. Die Batterie ist leer.« Ganz knapp vor hasserfüllt starrte Ferdinand Z. seine Frau an.

Die war ganz konsterniert und einer Ohnmacht nahe, doch davor kamen ihr die Tränen. »Aber Ferdi, ich habe doch gar keinen Führerschein. Warum bist du nur immer so furchtbar grob zu mir?«

»Na und? Seit zweiundfünfzig Jahren bist du meine Beifahrerin. Da kannst du ja wenigstens einmal daran denken, das Licht auszumachen. Muss ich denn immer für dich mitdenken? Meine Wahl. Himmel wir kommen zu spät.«

»Aber was machen wir denn jetzt? Soll ich schnell zurück ins Haus und ein Taxi rufen?« Gerda wollte gerade aussteigen.

»Ein Taxi? Gerda du vergisst das Licht auszuschalten, dass die Batterie leer geht und willst ein Taxi rufen? Weißt du, was allein die Anfahrt kostet? Wie gehst du eigentlich mit meinem Geld um? Nein, hol den Wenger her. Der soll mir die Batterie überbrücken. Nun mach schon Gerda renn los.«

Gerda wollte nicht so recht und protestierte zaghaft, »aber zu Herrn Wenger warst du gerade eben nicht sehr freundlich Ferdi. Vielleicht will der uns jetzt gar nicht helfen?«

»Papperlapapp Gerda. In der Not hilft man dem Nachbarn und mir sowieso. Auf jetzt, nun mach schon, meine Wahl steht auf dem Spiel.«

Zehn Minuten später kam Gerda außer Atem zurück. Ferdinand Z. schaute sie erschrocken an. »Wo ist Wenger mit dem Kabel? Hast du es versaut?«

Gerda setzte sich zu ihm ins Auto. »Weißt du Ferdi, der Herr Wenger ist ein ganz feiner Mann und er möchte uns in unserer Notsituation gerne behilflich sein.«

»Ja was jetzt? Kommt er mit dem Überbrückungskabel? Die Zeit rennt mir weg. Los Gerda geh zurück und sag ihm, er soll sich gefälligst beeilen.«

Lesen Sie in Teil 3: Wird Ferdinand Z. geholfen?

Sonntag, 1. April 2018

Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel Teil 1


Liebe Leserin, lieber Leser,

herzlichen Dank für Ihren Besuch auf meiner Autoren-Webseite. 

Leider ist es so, dass ich nur in unregelmäßigen Abständen posten kann, da meine Arbeit mir nicht soviel Zeit einräumt, um dies häufiger zu tun.

Dafür habe ich Ihnen heute eine Kurzgeschichte meiner neuen Kunstfigur "Ferdinand Z." weiter unten eingefügt.

Diese Kurzgeschichte besteht aus drei Teilen. Alle drei Teile erscheinen in den Monatsprogrammen für April/Mai/Juni, der Caritas zp Düsseldorf-Unterrath. 

Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit Ferdinand Z. und seiner Gerda.


Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel (Teil 1 von 3) von Michael Uhlworm


»Gerda! Wo bitte ist mein blaues Hemd? Ich habe es dir zigmal gesagt, heute will ich das blaue Hemd anziehen.« Ferdinand Z. stand vor dem Kleiderschrank und hatte seine Fäuste in die Hüften gestemmt.

Gerda kam aus dem Wohnzimmer mit dem Hemd herangeeilt.

»Hier Ferdi, hier ist es, ich habe nur noch schnell drüber gebügelt. Du sollst doch gut aussehen heute Nachmittag.«

Ferdinand Z. sah seine Frau herrisch und fragend an und nahm brüsk das Hemd entgegen.

»Willst Du damit sagen, ich hätte einmal nicht gut ausgesehen? Wenn die mich heute nicht zum Vorsitzenden wählen, können die was erleben sag ich dir.«

Gerda zuckte erschrocken zurück; wenn ihr Ferdi so mit ihr sprach, musste er sehr angespannt sein.

»Aber Ferdi, du wirst sehen, es wird alles gut werden. Einen besseren Vorstandsvorsitzenden als dich kann es ja gar nicht geben.« Gerda richtete ihrem Ferdi geschickt den Krawattenknoten.

»Das will ich meinen Gerda. Meine Erfahrungen als Dienststellenleiter des Ordnungsamtes kann kein anderer vorweisen, schon gar nicht diese Elise, diese dumme Gans. Wo ist die Ehrennadel vom Schützenverein? Verdammt noch mal Gerda, muss ich denn an alles selber denken?«

Gerda durchsuchte nervös den Kleiderschrank, indem sie seine Saccos hin und her schob.

»Hier ist sie. Sie steckte noch im Sacco, das du letztens zum Kegeln anhattest«, schnell steckte sie ihm die Ehrennadel ans Revers und strich zärtlich darüber, «wie stattlich du doch im Anzug immer aussiehst, Ferdi.«

Sie stellte sich vor ihm auf, strich über ihr grünes Kleid, auf dem große und bunte Frühlingsblumen aufgedruckt waren und fragte:

»Und ich Ferdi? Sehe ich auch gut aus? Ich muss doch neben dir was hermachen, wenn du dann Vorsitzender bist.«

Ferdinand Z. schenkte ihr einen kurzen Seitenblick, während er sich kritisch im Siegel betrachtete und murmelte, »ist in Ordnung. War ja auch teuer genug das Kleid. Mach ja keine Flecken drauf, sonst kostet die Reinigung auch noch Geld. Zack zack Gerda, wir müssen jetzt los.«

»Was ist denn das für eine Schweinerei?« Ferdinand Z. war außer sich. Sein Wagen war zugeparkt. »Gerda, klingel sofort bei den Hübners und bei den Wengers. In zwei Minuten ist mein Wagen frei, oder ich rufe meine Kollegen vom Ordnungsdienst. Sag denen das, wenn die nicht sofort spuren.«

Gerda war den Tränen nahe, wie so oft, wenn ihr Ferdi sich so aufregte und einen knallroten Kopf bekam. Sie rannte los.

Herr Hübner kam als erster. Lässig und gelangweilt näherte sich der junge Mann seinem und dem Auto von Ferdinand Z. der ihn zornig anstarrte und lospolterte.

»Junger Mann«, bellte er herrisch, »kennen Sie die Straßenverkehrsordnung nicht? Ihr parkverhalten ist nicht nur unerhört, sondern grenzt darüber hinaus an Nötigung und Freiheitsberaubung.«

»Nun machen Sie sich mal nicht ins frisch gebügelte Hemd. Sie haben doch Ihren Wagen so nah auf meinen aufgesetzt. Und Ihrer Freiheit sind Sie auch nicht beraubt, höchstens Ihr Auto ist ein bisschen zugeparkt.«

Lesen Sie in Teil 2: Schafft es Ferdinand Z. zu seinem Wahltermin?