Dienstag, 15. Oktober 2019

Leseprobe: Ferdinand und die Konkurrenz

Liebe Leserinnen und Leser,

kennt ihr Ferdinand? Nun Ferdinand ist ein richtiges Ekel und seine Frau Gerda hat einiges mit ihm auszuhalten.
Ich wollte einmal über einen richtig fiesen und unerträglichen Typen schreiben. Wahre Feministinnen werden Schnappatmung beim lesen bekommen und ich weise vorsorglich darauf hin, dass das Wesen des Ferdinands nicht dem des Autors, also meinem entspricht. Ich bin hier eher wie ein Schauspieler, der einmal einen Kriminellen, vielleicht sogar einen Mörder spielen möchte.
Also, viel Spaß mit Ferdinand wünscht euch Michael Uhlworm.



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Allerlei kurze und längere Geschichten Band1: lustiges,besinnliches und sarkastisches




Ferdinand und die Konkurrenz

An diesem Samstag, der vielversprechend sonnig begann, beschloss Ferdinand, seinen Rasen auf englisch zu trimmen.
Er stand auf der Terrasse unter seinem Sonnenschirm, der die Vereinsfarbe, ein gemäßigtes, mittleres Lodengrün, seines Schützenvereins hatte. Er schaute nach rechts, auf Wegners Rasen, den es zu übertrumpfen galt.
Wegner dieser Querulant und eingebildete Exfinanzbeamte, war sein erbitterter Konkurrent in Sachen Rasenpflege. Sein Job würde nicht leicht werden grübelte Ferdinand, aber er fühlte sich mit seinem Benzinrasenmäher für die Schlacht gewappnet.
Hübner, sein Nachbar zur linken Seite, war ein Öko mit Faible für weiße und gelbe Gänseblümchen. Pfui Teufel, was für ein Chaosrasen! Nein, es war ganz klar, Wegner war sein Gegner, er war der Feind.
»Gerda«, rief er nach hinten, während er sich die Hemdsärmel hochkrempelte, »Verdammt Gerda, kommst du endlich!«
Gerda kam außer Atem angehastet. Sie hatte sich gerade eben noch im Bad mit Lippenstift ein sattes Rot aufgetragen, um hübsch für ihren Ferdi zu sein.
»Ja Ferdi, da bin ich schon, was gibt es denn?«
»Betanke den Rasenmäher, gleich geht es los.«
»Ja aber Ferdi, du bist doch sonst so sparsam, so teuer wie heutzutage das Benzin ist. Nimm doch meinen, der braucht kein Benzin und auch keinen Strom.«
Ferdinand sah seine Frau an, wie er es immer tat, wenn er gerade an ihrem Verstand zweifelte, was sehr oft vorkam.
»Zwei Zentimeter, Gerda. Ist dir das klar?« Ferdinand unterstrich mit Daumen und Zeigefinger die Rasenhöhe, die er meinte.
Gerda wurde rot im Gesicht und verlegen.
»Die vielen Jahre, die wir schon zusammen sind. Ich habe mich nie beschwert bei dir, dass du jetzt auf einmal Komplexe bekommst, Ferdi.«
Jetzt wurde Ferdinands Kopf puterrot, aber Verlegenheit war es nicht, die diese Farbe in sein Gesicht zauberte, sondern blanker Zorn.
»Herrgott Gerda, jetzt werde mal nicht frivol auf deine alten Tage. Die Rasenhöhe meine ich, zwei Zentimeter, verstanden? Hol jetzt den Mäher und tanke ihn voll.«
Er schaute zu Wegners Grundstück hinüber und das Entsetzen traf ihn völlig unerwartet und mit voller Wucht.
Der dicke Wegner schob voller Stolz, einen funkelnagelneuen Rasenmäher, wie man an der Umverpackung erkennen konnte, vor sich her. Auf seiner Terrasse kam er zum Stehen und winkte Ferdinand zu.
Sofort, ohne nur eine Sekunde zu zögern, rannte Ferdinand zurück ins Haus und kam mit einem Zollstock, kleinen Holzpflöcken und einer Rolle mit Kordel bewaffnet zurück. Wo blieb Gerda mit dem Benziner?
Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Wegner seinen neuen Mäher auspackte.
Rasant aber konzentriert maß Ferdinand seinen Rasen mit langen Schritten ab. Hier und da blieb er stehen und steckte einen Holzpflock in den Rasen und markierte ihn bei zwei Zentimetern. Als er zufrieden war, nahm er die Rolle mit der Schnur und befestigte sie rundherum an den markierten Stellen der Pflocken.
Ferdinand genoss sein Werk und die Stille, die ihn umgab und erschrak. Wegner schob seinen Mäher schon über das satte Grün seines Rasens. Kein Laut war zu hören. Ferdinand war entsetzt. Teufelswerk? Er musste mehr wissen.
»Guten Morgen Herr Wegner, Sie haben einen neuen Rasenmäher wie ich sehe?«
Herr Wegner blieb stehen, »Ja, schon recht Herr Zacharias. Ein englisches Model, das Neueste vom Neuen. Mit Stromakku für eine volle Stunde und mit zentimetergenauer Schnitthöheneinstellung. Zwei Zentimeter auf den Millimeter genau. Perfekt üm einen englischen Rasen hinzubekommen.«
»Ferdinand, hier bin ich. Ich habe den Mäher vollgetankt, du kannst jetzt loslegen.« Gerda kam von hinten mit dem Benzinungetüm auf ihn zu.
Ferdinand wollte im eigenen Rasen versinken, aber Herr Wegner ließ das nicht zu.
»Und er macht keinerlei Geräusche, Herr Zacharias, damit könnte ich auch nachts mähen und keiner würde etwas merken. Kolossal sage ich Ihnen. Ist natürlich nicht billig, aber bei meiner Pension ..., Vater Staat kümmert sich eben um verdiente Beamte.«
»Was ist jetzt Ferdi, willst du den Rasen nun mähen, oder nicht?« Gerda spielte mit dem Zugseil des Mähers.
Ferdinand wusste, wann er seine aufkeimenden Hassgefühle auf Gerda umlenken musste, um sich beim wahren Adressaten nicht zu verraten.
»Geh weg mit dem Ding, Gerda. Mach dich vom Acker. Wir müssen zum Gartencenter.«
Gerda schaute Ferdinand verständnislos an, »ich mach mich bestenfalls vom Rasen und sei nicht immer so gemein zu mir, Ferdi.« Sie stampfte mit dem Fuß auf, drehte den Mäher um und schob ihn zurück zur Terrasse.
Herr Wegner kümmerte sich nicht weiter um die beiden und mähte seinen Rasen geräuschlos, auf exakt zwei Zentimeter Höhe, weiter.
Der Fachverkäufer für akkubetriebene Rasenmäher war um höchste Eloquenz bemüht, konnte aber auch mit psychologischer Fragetechnik punkten.
»Wie groß ist denn ihre Rasenfläche?«
Blöde Frage, Ferdinand hatte einen ernst zu nehmenden Gegner in der Nachbarschaft. Was interessierte da die Größe der Rasenfläche?
»Ist es ein Gebrauchsrasen oder ein Zierrasen? Haben Sie Enkelkinder? Wir haben auch Schaukeln für alle Altersklassen.«
Was sollte das? Ferdinand wollte einen Akkumäher, keine Enkelkinder.
»Oder möchten Sie vielleicht eine Minigolfanlage auf ihren Rasen bauen, wir hätten ein interessantes Basismodel mit individuellen Erweiterungen im Angebot.«
Ferdinand platzte der Kragen, »Hören Sie junger Mann, ich möchte lediglich einen Akkurasenmäher, der keinen Krach macht und zentimetergenau schneidet. Haben Sie Kapiert?«
»Bitte sei nicht so ungeduldig mit diesem freundlichen Mann, Ferdi. Vielleicht hat er eine Frau und Kinder und muss viel verkaufen, um sie ernähren zu können.« Gerda lächelte den Fachverkäufer großmütterlich an.
»Papperlapapp Gerda, halt deinen Rand. Hier geht es um mehr als nur unseren Rasen. Es geht um Ehre und meinen guten Ruf. Ich will den perfekten englischen Rasen. Also Herr Fachverkäufer, jetzt her mit dem Mäher, der das auch kann.«
Der junge Mann nahm nichts, aber auch wirklich nichts persönlich.
Er freute sich, dass er mit Rasissimo, dem weltweit mit Abstand teuersten Akkurasenmäher-Hersteller, einen, unter der Hand Vertrag, geschlossen hatte, der ihm, bei entsprechendem Umsatz, sein Spidercabrio finanzieren würde.
»Jetzt verstehe ich mein Herr, Sie haben Nachbarschaft und möchten sich optisch und rasentechnisch, abgrenzen?«
»Sie haben es erfasst.«
»Dann kann, ja darf es für Sie nur das Beste vom Besten sein. Bei einer strategisch angelegten Aufrüstung müssen Sie einen sofortigen Konter des Gegners ausschließen können. Da gibt es für Sie nur ein Model.«
Ferdinand glühte. Endlich hatte der Bursche begriffen, um was es ihm ging. »Also los, zeigen Sie mal her.« Der junge Fachverkäufer mit motorsportlichen Ambitionen lotste Ferdinand und Gerda zwei Gänge weiter.
»Hier, das ist er, der absolute und ultimative Aufsitzakkurasenmäher von Rasissimo mit fünfundachtzig Zentimeter Mähbreite und neunzig Minuten Akkulaufzeit. Darüber gibt es nur noch Traktoren. Was sagen Sie?«
»Aber Ferdi, dafür braucht man bestimmt einen Führerschein und so groß ist der Rasen doch gar nicht. Und was das Ungetüm wohl kosten wird und wir haben auch gar keine Garage dafür. Wo soll der denn im Winter stehen? Jedenfalls nicht in meiner Küche! Oh mein Gott, Ferdi!« Gerda war ganz außer sich und geriet in einen Redeschwall.
Doch Ferdinand interpretierte seine Frau gerade als Luft und fragte ungerührt, »zentimetergenau?«
Der Bursche nickte, beugte sich zu Ferdinand vor und flüsterte, »garantiert zentimetergenau.«
»Und wie viel?« Ferdinand rieb Daumen und Zeigefinger.
»Ihre Ehre und Ihr guter Ruf? Spielt der Preis da eine Rolle? Sie haben Glück, der hier ist ein Ausstellungsstück. Für Sie keine sechstausend, Anlieferung noch Heute und kostenlos. Abgemacht?«
»Na gut, ist gekauft. Am Nachmittag um fünf Uhr will ich mähen, verspäten Sie sich nicht und unterstehen Sie sich, mir mit einem leeren Akku anzukommen.«
Gegen vier Uhr saß Ferdinand unter seinem lodengrünen Schützenvereinsschirm, genoss sein Weizenbier und wartete.
Gerdas Meckerei, wegen des teueren Kaufs überhörte er. Immer noch war er der Herr im Haus. Hier ging es schließlich um höhere Werte, von denen Gerda, als Frau, nichts verstand.
Er schielte zu Wegner hinüber, der mit einem Gin Tonic unter seinem weißen Sonnenschirm, mit der roten Aufschrift, Mein Finanzamt, saß, den er von seinen Kollegen zum Pensionsantritt geschenkt bekommen hatte.
Seine Blicke glitten befriedigt über seinen Rasen, seine neue Errungenschaft, der Akkumäher, stand in Griffweite, rechts neben ihm.
Du wirst schon sehen, mein Freund, wer zuletzt lacht, lacht am Besten, ging es Ferdinand durch den Kopf.
Die Vorfreude, die ihn überkam ließ ihn übermütig sein Glas heben, »Prost Herr Wegner, ich gratulire zu ihrem Rasen. Gute Arbeit.«
Herr Wegner sah überrascht auf, tätschelte den neuen Mäher und prostete mit seinem Gin Tonic zurück, »gute Invesstitionen zahlen sich immer aus. Herr Zacharias.«
Ferdinand hörte wie die Haustürglocke anschlug. Überpünktlich. Die Show konnte beginnen.
Gerda schrie auf, »Ferdi komm schnell, die wollen mit diesem Ungetüm durch meinen Flur.«
Ferdinand sprang auf und rannte durch den Flur zur Haustür. Dort stand der junge Fachverkäufer höchstpersönlich, hinter ihm das Ungetüm eines Aufsitzrasenmähers.
»Tja Herr Zacharias, der Mäher passt nicht durch die Tür. Was jetzt, haben Sie einen Nebeneingang, der breiter ist?«
»Nein, habe ich nicht. Dann muss der eben über das Haus gehievt werden. Haben Sie für solche Fälle keinen Plan B?«
»Möglicherweise. Mein Schwager hat einen Kranverleih. Wird aber nicht billig, Wochenende, Sie verstehen?«
»Nun machen Sie schon Mann, das Ding muss hinter das Haus, und zwar heute noch.«
Ferdinand war zu allem entschlossen, koste es, was es wolle.
Der Schwager wurde angerufen. Der Fachverkäufer, der jetzt Lieferant war und Kranverleihvermittler mit Provisionsanspruch wurde, legte auf und strahlte, »mein Schwager kann in einer halben Stunde mit dem Kran hier sein. Kostet aber einen Tausender ohne Rechnung.«
Ferdinand überdachte kurz seine Finanzen. Die Sache wurde langsam teurer als gedacht.
»Na gut, sagen Sie ihrem Schwager er soll sich spurten, ich will bald meinen Rasen mähen.«
Der angehende Motorsportler sah sich schon, schneller als gedacht, mit seinem Spider über den Nürburgring brausen und gab dem Schwager das Okay.
Der Fachverkäufer gehörte zur Familie, das merkten die zahlreichen Nachbarn, die sich mittlerweile auf der Straße eingefunden hatten um das Schauspiel zu verfolgen sofort daran, dass der Schwager beinahe pünktlich war.
»Haben Sie das Geld cash?« Fragte der Schwager.
»Nein, ich werde es Ihnen überweisen. Gleich am Montag.« Gab Ferdinand zurück.
»Entweder die Tausend jetzt cash, oder es läuft über die Bücher und Sie überweisen mir zweitausend.« Blieb der andere hart.
Ferdinand kam ins Schwitzen. Er hatte nur 400 Euro im Haus. Was jetzt?
»Gerda«, rief er, »kommst du mal bitte schnell. Nun mach schon, wie lange soll ich noch auf dich warten?«
Gerda, die sich vor dem ganzen Trubel versteckt hatte, kam auf Ferdis Ruf hin im Spurt angelaufen, damit er nicht noch länger auf sie warten musste.
»Da bin ich Ferdi«, sie war außer Atem.
»Wie viel Geld hast du noch in deinen Strümpfen?«
»Ich habe mein Geld nicht in meinen Strümpfen, Ferdi. Es ist entweder in meiner Börse oder es liegt auf der Bank. Warum fragst du?«
»Mein Gott Weib! Ich brauche sechshundert Euro, sofort. Sie nach wo du die auftreibst, wie ist mir egal. Beeil dich gefälligst.«
»Du bist nicht nett zu mir Ferdi, aber ich werde sehen, was ich tun kann.« Gerda brauste schon wieder davon.
Ferdinand, der Fachverkäufer, der Schwager und die halbe Nachbarschaft warteten gespannt auf Gerdas Rückkehr.
Endlich kam sie. In den Händen sechs funkelnagelneue Hunderterscheine. Die Nachbarn applaudierten Gerda, der Schwager hielt die Hand auf, der Fachverkäufer zweigte gleich mal zweihundert als Provision ab und das Abenteuer konnte beginnen.
Der Akkuaufsitzrasenmäher kam an den Haken, der Schwager bediente die Hebel.
Kurz bevor der Mäher in die Lüfte hob, schwang sich Ferdinand beherzt auf den Sitz. Sein Triumph sollte vollkommen sein, dem Wegner sollte sein Gin Tonic im Glas gefrieren.
Gerda sah ihrem Ferdinand nach und rief »Ferdi, du fliegst ja.«
Die Nachbarschaft war aus dem Häuschen, als Ferdinand auf seinem Aufsitzmäher hockend, über sein Dach langsam dem Rasen zustrebte.
Unter sich, am gemeinsamen Zaun sah er Wenger stehen, der zu ihm nach oben schauend mit seinem Glas in der Hand, ihm anerkennend zuprostete.
Die Landung konnte sanfter nicht sein.
»Na bitte Herr Wenger, das ist doch mal eine Maschine von Aufsitzakkurasenmäher was? Schon mal so was gesehen?«
Herr Wegner murmelte hintergründig, »wird bestimmt eine schöne Party werden, Herr Nachbar«, und verzog sich unter seinen Sonnenschirm.
Das Spektakel hatte aber sein Ende noch nicht gefunden. Die Nachbarn die den Abflug von Ferdinand beobachteten, wollten sich seiner guten Landung nun auch vergewissern und strömten, an der verdutzten Gerda vorbei, durch den Hausflur in den Garten.
Ferdinand saß auf seinem Mäher mitten auf seinem Rasen. Die stille Post der Nachbarn, hatte gute Dienste geleistet und dutzende Menschen trampelten erregt über Ferdinands Rasen um seinen neuen Aufsitzmäher und die gelungene Landung zu bestaunen. Kinder tanzten und spielten Fangen, fremde Hunde, die ihren Herrchen und Frauchen hinterherliefen, buddelten Löcher in das satte Grün, derbe Stiefel und hochhackige Damenpumps verursachten hässliche Löcher, ein Maulwurf und seine Familie wurden geweckt und gruben von unten, aus Protest, kleine Erdhügel nach oben, Gerda ganz die gute alte Hausherrin erinnerte sich an ihre Gastfreundschaft und servierte schnell diverse Säfte in Gläsern für die Kleinen und Ferdinands Weizenbier für die Großen.
Ferdinand wollte schreien, toben und die ganze Bagage von seinem Rasen jagen. Aber wie? Er war der Held des Nachmittages und Helden ließen sich gratulieren und beglückwünschen. Helden leiden immer einsam, lernte Ferdinand und machte gute Miene zum bösen Spiel.
Es war neunuhr morgens am Sonntag. Ferdinands Albtraum hatte erst gegen Mitternacht sein Ende gefunden, als sein gesamtes Weizenbier aufgebraucht war. Sein Vorrat für den ganzen Monat in den Blasen seiner Nachbarn.
»Möchtest du ein Salamibrötchen Ferdi?«
»Ja, was sonst und mach zwei Scheiben drauf.«
»Und auch noch etwas frischen Kaffee?«
»Ja, mach schon. Wo hattest du eigentlich das ganze Geld so schnell her?«
»Ach weißt du Ferdi, auch wenn du nicht immer so ganz nett zu Herrn Wegner bist, mich mag er gerne. Er ist so ein feiner Mann, der Herr Wegner, nie ein böses Wort.«
Ferdinand schlabberte mit dem Kaffee und starrte seine Frau fassungslos an, »du hast dir das Geld vom Wegner geliehen? Bist du denn wahnsinnig?«
Konsterniert sah Gerda ihn an.
»Herr Wegner bitte, so viel Zeit muss sein, Ferdi. Aber ja, woher sollte ich das Geld denn sonst so geschwind herbekommen. Er ist so ein netter Mensch, der Herr Wegner, immer ein offenes Ohr hat er, immer ist er hilfsbereit. Ach, was für ein liebenswerter Mann er ist und immer so alleine.«
Ferdinand hatte genug, er war restlos bedient. Mit Tempo erhob er sich von seinem Stuhl um sich der Katastrophe namens Rasen zu stellen.
Mutig und entschlossen öffnete er die Terrassentür. Was er sah, war keine Katastrophe. Nein, hier hatte eindeutig eine kriegerische Invasion stattgefunden. Von Rasen konnte keine Rede mehr sein, dass was vor seinen Augen lag, war ein Schlachtfeld, welches Verdun alle Ehre machte..
Einsam und verloren, mitten darauf, sein neuer Akkuaufsitzrasenmäher.
Herr Wegner nebenan, erhob sich aus seinem Gartenstuhl und schlenderte mit einer Tasse Kaffee in der Hand zum Gartenzaun.
»Das war ja mal eine tolle Party gestern Abend. Mein Kompliment Herr Nachbar. Und meinen Dank an Ihre reizende Gattin für das kühle Weizenbier, trink ich ja eigentlich nicht, aber, na ja, zur Feier des Tages.«
Ferdinand wurde Speiübel, rang sich aber verbissen durch, »Danke für Ihre Leihgabe gestern. Morgen bekommen Sie Ihr Geld zurück.«
»Och, lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich vermute, Sie hatten gestern genug Ausgaben, bei mir drängt es ja nicht, Sie wissen schon, Vater Staat ...«
»... sorgt für seine verdienten Exbeamten«, vollendete Ferdinand resigniert den Satz.
»Genau Herr Zacharias und ich rate Ihnen dringend zum Kauf eines Pflugs, auf dem Acker da können Sie höchstens noch Kartoffeln ernten, eine Zugmaschine haben Sie ja schon. Schönen Sonntag, Herr Nachbar.«


Michael Uhlworm
Allerlei kurze und längere Geschichten Band 1
Humoristische, satirische und einfühlsame kurze- und längere Geschichten werden in diesem Buch vom Autor unterhaltsam und spannend, anhand der Lebenssituationen der Protagonisten erzählt. Tod, Trauer, Suche und Hoffnung sind die Grundthemen dieses Buches.
€11,50 Softcover




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Angelika Doerenberg und ich bei einer Online-Übung für Gelassenheit.

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