Liebe Leserinnen und Leser,
kennt ihr Ferdinand? Nun Ferdinand ist ein richtiges Ekel und seine Frau Gerda hat einiges mit ihm auszuhalten.
Ich wollte einmal über einen richtig fiesen und unerträglichen Typen schreiben. Wahre Feministinnen werden Schnappatmung beim lesen bekommen und ich weise vorsorglich darauf hin, dass das Wesen des Ferdinands nicht dem des Autors, also meinem entspricht. Ich bin hier eher wie ein Schauspieler, der einmal einen Kriminellen, vielleicht sogar einen Mörder spielen möchte.
Also, viel Spaß mit Ferdinand wünscht euch Michael Uhlworm.
Bei Amazon
kennt ihr Ferdinand? Nun Ferdinand ist ein richtiges Ekel und seine Frau Gerda hat einiges mit ihm auszuhalten.
Ich wollte einmal über einen richtig fiesen und unerträglichen Typen schreiben. Wahre Feministinnen werden Schnappatmung beim lesen bekommen und ich weise vorsorglich darauf hin, dass das Wesen des Ferdinands nicht dem des Autors, also meinem entspricht. Ich bin hier eher wie ein Schauspieler, der einmal einen Kriminellen, vielleicht sogar einen Mörder spielen möchte.
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Ferdinand
und die Konkurrenz
An
diesem Samstag, der vielversprechend sonnig begann, beschloss
Ferdinand, seinen Rasen auf englisch zu trimmen.
Er
stand auf der Terrasse unter seinem Sonnenschirm, der die
Vereinsfarbe, ein gemäßigtes, mittleres Lodengrün, seines
Schützenvereins hatte. Er schaute nach rechts, auf Wegners Rasen,
den es zu übertrumpfen galt.
Wegner
dieser Querulant und eingebildete Exfinanzbeamte, war sein
erbitterter Konkurrent in Sachen Rasenpflege. Sein Job würde nicht
leicht werden grübelte Ferdinand, aber er fühlte sich mit seinem Benzinrasenmäher für
die Schlacht gewappnet.
Hübner,
sein Nachbar zur linken Seite, war ein Öko mit Faible für weiße
und gelbe Gänseblümchen. Pfui Teufel, was für ein Chaosrasen!
Nein, es war ganz klar, Wegner war sein Gegner, er war der Feind.
»Gerda«,
rief er nach hinten, während er sich die Hemdsärmel hochkrempelte,
»Verdammt Gerda, kommst du endlich!«
Gerda
kam außer Atem angehastet. Sie hatte sich gerade eben noch im Bad
mit Lippenstift ein sattes Rot aufgetragen, um hübsch für ihren
Ferdi zu sein.
»Ja
Ferdi, da bin ich schon, was gibt es denn?«
»Betanke
den Rasenmäher, gleich geht es los.«
»Ja
aber Ferdi, du bist doch sonst so sparsam, so teuer wie heutzutage
das Benzin ist. Nimm doch meinen, der braucht kein Benzin und auch
keinen Strom.«
Ferdinand
sah seine Frau an, wie er es immer tat, wenn er gerade an ihrem
Verstand zweifelte, was sehr oft vorkam.
»Zwei
Zentimeter, Gerda. Ist dir das klar?« Ferdinand unterstrich mit
Daumen und Zeigefinger die Rasenhöhe, die er meinte.
Gerda
wurde rot im Gesicht und verlegen.
»Die
vielen Jahre, die wir schon zusammen sind. Ich habe mich nie
beschwert bei dir, dass du jetzt auf einmal Komplexe bekommst,
Ferdi.«
Jetzt
wurde Ferdinands Kopf puterrot, aber Verlegenheit war es nicht, die
diese Farbe in sein Gesicht zauberte, sondern blanker Zorn.
»Herrgott
Gerda, jetzt werde mal nicht frivol auf deine alten Tage. Die
Rasenhöhe meine ich, zwei Zentimeter, verstanden? Hol jetzt den
Mäher und tanke ihn voll.«
Er
schaute zu Wegners Grundstück hinüber und das Entsetzen traf ihn
völlig unerwartet und mit voller Wucht.
Der
dicke Wegner schob voller Stolz, einen funkelnagelneuen Rasenmäher,
wie man an der Umverpackung erkennen konnte, vor sich her. Auf seiner
Terrasse kam er zum Stehen und winkte Ferdinand zu.
Sofort,
ohne nur eine Sekunde zu zögern, rannte Ferdinand zurück ins Haus
und kam mit einem Zollstock, kleinen Holzpflöcken und einer Rolle
mit Kordel bewaffnet zurück. Wo blieb Gerda mit dem Benziner?
Aus
den Augenwinkeln beobachtete er, wie Wegner seinen neuen Mäher
auspackte.
Rasant aber konzentriert maß Ferdinand seinen Rasen mit langen Schritten ab.
Hier und da blieb er stehen und steckte einen Holzpflock in den Rasen
und markierte ihn bei zwei Zentimetern. Als er zufrieden war, nahm er
die Rolle mit der Schnur und befestigte sie rundherum an den
markierten Stellen der Pflocken.
Ferdinand
genoss sein Werk und die Stille, die ihn umgab und erschrak. Wegner
schob seinen Mäher schon über das satte Grün seines Rasens. Kein
Laut war zu hören. Ferdinand war entsetzt. Teufelswerk? Er
musste mehr wissen.
»Guten
Morgen Herr Wegner, Sie haben einen neuen Rasenmäher wie ich sehe?«
Herr
Wegner blieb stehen, »Ja, schon recht Herr Zacharias. Ein englisches
Model, das Neueste vom Neuen. Mit Stromakku für eine volle Stunde
und mit zentimetergenauer Schnitthöheneinstellung. Zwei Zentimeter
auf den Millimeter genau. Perfekt üm einen englischen Rasen
hinzubekommen.«
»Ferdinand,
hier bin ich. Ich habe den Mäher vollgetankt, du kannst jetzt
loslegen.« Gerda kam von hinten mit dem Benzinungetüm auf ihn zu.
Ferdinand
wollte im eigenen Rasen versinken, aber Herr Wegner ließ das nicht
zu.
»Und
er macht keinerlei Geräusche, Herr Zacharias, damit könnte ich auch
nachts mähen und keiner würde etwas merken. Kolossal sage ich
Ihnen. Ist natürlich nicht billig, aber bei meiner Pension ...,
Vater Staat kümmert sich eben um verdiente Beamte.«
»Was
ist jetzt Ferdi, willst du den Rasen nun mähen, oder nicht?« Gerda
spielte mit dem Zugseil des Mähers.
Ferdinand
wusste, wann er seine aufkeimenden Hassgefühle auf Gerda umlenken
musste, um sich beim wahren Adressaten nicht zu verraten.
»Geh
weg mit dem Ding, Gerda. Mach dich vom Acker. Wir müssen zum
Gartencenter.«
Gerda
schaute Ferdinand verständnislos an, »ich mach mich bestenfalls vom
Rasen und sei nicht immer so gemein zu mir, Ferdi.« Sie stampfte mit
dem Fuß auf, drehte den Mäher um und schob ihn zurück zur
Terrasse.
Herr
Wegner kümmerte sich nicht weiter um die beiden und mähte seinen
Rasen geräuschlos, auf exakt zwei Zentimeter Höhe, weiter.
Der
Fachverkäufer für akkubetriebene Rasenmäher war um höchste
Eloquenz bemüht, konnte aber auch mit psychologischer Fragetechnik
punkten.
»Wie
groß ist denn ihre Rasenfläche?«
Blöde
Frage, Ferdinand hatte einen ernst zu nehmenden Gegner in der
Nachbarschaft. Was interessierte da die Größe der Rasenfläche?
»Ist
es ein Gebrauchsrasen oder ein Zierrasen? Haben Sie Enkelkinder? Wir
haben auch Schaukeln für alle Altersklassen.«
Was
sollte das? Ferdinand wollte einen Akkumäher, keine Enkelkinder.
»Oder
möchten Sie vielleicht eine Minigolfanlage auf ihren Rasen bauen,
wir hätten ein interessantes Basismodel mit individuellen
Erweiterungen im Angebot.«
Ferdinand
platzte der Kragen, »Hören Sie junger Mann, ich möchte lediglich
einen Akkurasenmäher, der keinen Krach macht und zentimetergenau
schneidet. Haben Sie Kapiert?«
»Bitte
sei nicht so ungeduldig mit diesem freundlichen Mann, Ferdi.
Vielleicht hat er eine Frau und Kinder und muss viel verkaufen, um
sie ernähren zu können.« Gerda lächelte den Fachverkäufer
großmütterlich an.
»Papperlapapp
Gerda, halt deinen Rand. Hier geht es um mehr als nur unseren Rasen.
Es geht um Ehre und meinen guten Ruf. Ich will den perfekten
englischen Rasen. Also Herr Fachverkäufer, jetzt her mit dem Mäher,
der das auch kann.«
Der
junge Mann nahm nichts, aber auch wirklich nichts persönlich.
Er
freute sich, dass er mit Rasissimo, dem weltweit mit Abstand
teuersten Akkurasenmäher-Hersteller, einen, unter der Hand
Vertrag, geschlossen hatte, der ihm, bei entsprechendem Umsatz,
sein Spidercabrio finanzieren würde.
»Jetzt
verstehe ich mein Herr, Sie haben Nachbarschaft und möchten sich
optisch und rasentechnisch, abgrenzen?«
»Sie
haben es erfasst.«
»Dann
kann, ja darf es für Sie nur das Beste vom Besten sein. Bei einer
strategisch angelegten Aufrüstung müssen Sie einen sofortigen
Konter des Gegners ausschließen können. Da gibt es für Sie nur ein
Model.«
Ferdinand
glühte. Endlich hatte der Bursche begriffen, um was es ihm ging.
»Also los, zeigen Sie mal her.« Der junge Fachverkäufer mit
motorsportlichen Ambitionen lotste Ferdinand und Gerda zwei Gänge
weiter.
»Hier,
das ist er, der absolute und ultimative Aufsitzakkurasenmäher von
Rasissimo mit fünfundachtzig Zentimeter Mähbreite und neunzig
Minuten Akkulaufzeit. Darüber gibt es nur noch Traktoren. Was sagen
Sie?«
»Aber
Ferdi, dafür braucht man bestimmt einen Führerschein und so groß
ist der Rasen doch gar nicht. Und was das Ungetüm wohl kosten wird
und wir haben auch gar keine Garage dafür. Wo soll der denn im
Winter stehen? Jedenfalls nicht in meiner Küche! Oh mein Gott,
Ferdi!« Gerda war ganz außer sich und geriet in einen Redeschwall.
Doch
Ferdinand interpretierte seine Frau gerade als Luft und fragte
ungerührt, »zentimetergenau?«
Der
Bursche nickte, beugte sich zu Ferdinand vor und flüsterte,
»garantiert zentimetergenau.«
»Und
wie viel?« Ferdinand rieb Daumen und Zeigefinger.
»Ihre
Ehre und Ihr guter Ruf? Spielt der Preis da eine Rolle? Sie haben
Glück, der hier ist ein Ausstellungsstück. Für Sie keine
sechstausend, Anlieferung noch Heute und kostenlos. Abgemacht?«
»Na
gut, ist gekauft. Am Nachmittag um fünf Uhr will ich mähen,
verspäten Sie sich nicht und unterstehen Sie sich, mir mit einem
leeren Akku anzukommen.«
Gegen
vier Uhr saß Ferdinand unter seinem lodengrünen
Schützenvereinsschirm, genoss sein Weizenbier und wartete.
Gerdas
Meckerei, wegen des teueren Kaufs überhörte er. Immer noch war er
der Herr im Haus. Hier ging es schließlich um höhere Werte, von
denen Gerda, als Frau, nichts verstand.
Er
schielte zu Wegner hinüber, der mit einem Gin Tonic unter seinem
weißen Sonnenschirm, mit der roten Aufschrift, Mein Finanzamt,
saß, den er von seinen Kollegen zum Pensionsantritt geschenkt
bekommen hatte.
Seine
Blicke glitten befriedigt über seinen Rasen, seine neue
Errungenschaft, der Akkumäher, stand in Griffweite, rechts neben
ihm.
Du
wirst schon sehen, mein Freund, wer zuletzt lacht, lacht am Besten,
ging es Ferdinand durch den Kopf.
Die
Vorfreude, die ihn überkam ließ ihn übermütig sein Glas heben,
»Prost Herr Wegner, ich gratulire zu ihrem Rasen. Gute Arbeit.«
Herr
Wegner sah überrascht auf, tätschelte den neuen Mäher und prostete
mit seinem Gin Tonic zurück, »gute Invesstitionen zahlen sich immer
aus. Herr Zacharias.«
Ferdinand
hörte wie die Haustürglocke anschlug. Überpünktlich. Die Show
konnte beginnen.
Gerda
schrie auf, »Ferdi komm schnell, die wollen mit diesem Ungetüm
durch meinen Flur.«
Ferdinand
sprang auf und rannte durch den Flur zur Haustür. Dort stand der
junge Fachverkäufer höchstpersönlich, hinter ihm das Ungetüm
eines Aufsitzrasenmähers.
»Tja
Herr Zacharias, der Mäher passt nicht durch die Tür. Was jetzt,
haben Sie einen Nebeneingang, der breiter ist?«
»Nein,
habe ich nicht. Dann muss der eben über das Haus gehievt werden.
Haben Sie für solche Fälle keinen Plan B?«
»Möglicherweise.
Mein Schwager hat einen Kranverleih. Wird aber nicht billig,
Wochenende, Sie verstehen?«
»Nun
machen Sie schon Mann, das Ding muss hinter das Haus, und zwar heute
noch.«
Ferdinand
war zu allem entschlossen, koste es, was es wolle.
Der
Schwager wurde angerufen. Der Fachverkäufer, der jetzt Lieferant war
und Kranverleihvermittler mit Provisionsanspruch wurde, legte auf und
strahlte, »mein Schwager kann in einer halben Stunde mit dem Kran
hier sein. Kostet aber einen Tausender ohne Rechnung.«
Ferdinand
überdachte kurz seine Finanzen. Die Sache wurde langsam teurer als
gedacht.
»Na
gut, sagen Sie ihrem Schwager er soll sich spurten, ich will bald
meinen Rasen mähen.«
Der
angehende Motorsportler sah sich schon, schneller als gedacht, mit
seinem Spider über den Nürburgring brausen und gab dem Schwager das Okay.
Der
Fachverkäufer gehörte zur Familie, das merkten die zahlreichen
Nachbarn, die sich mittlerweile auf der Straße eingefunden hatten um
das Schauspiel zu verfolgen sofort daran, dass der Schwager beinahe
pünktlich war.
»Haben
Sie das Geld cash?« Fragte der Schwager.
»Nein,
ich werde es Ihnen überweisen. Gleich am Montag.« Gab Ferdinand
zurück.
»Entweder
die Tausend jetzt cash, oder es läuft über die Bücher und Sie
überweisen mir zweitausend.« Blieb der andere hart.
Ferdinand
kam ins Schwitzen. Er hatte nur 400 Euro im Haus. Was jetzt?
»Gerda«,
rief er, »kommst du mal bitte schnell. Nun mach schon, wie lange
soll ich noch auf dich warten?«
Gerda,
die sich vor dem ganzen Trubel versteckt hatte, kam auf Ferdis Ruf
hin im Spurt angelaufen, damit er nicht noch länger auf sie warten
musste.
»Da
bin ich Ferdi«, sie war außer Atem.
»Wie
viel Geld hast du noch in deinen Strümpfen?«
»Ich
habe mein Geld nicht in meinen Strümpfen, Ferdi. Es ist entweder in
meiner Börse oder es liegt auf der Bank. Warum fragst du?«
»Mein
Gott Weib! Ich brauche sechshundert Euro, sofort. Sie nach wo du die
auftreibst, wie ist mir egal. Beeil dich gefälligst.«
»Du
bist nicht nett zu mir Ferdi, aber ich werde sehen, was ich tun
kann.« Gerda brauste schon wieder davon.
Ferdinand,
der Fachverkäufer, der Schwager und die halbe Nachbarschaft warteten
gespannt auf Gerdas Rückkehr.
Endlich
kam sie. In den Händen sechs funkelnagelneue Hunderterscheine. Die
Nachbarn applaudierten Gerda, der Schwager hielt die Hand auf, der
Fachverkäufer zweigte gleich mal zweihundert als Provision ab und
das Abenteuer konnte beginnen.
Der
Akkuaufsitzrasenmäher kam an den Haken, der Schwager bediente die
Hebel.
Kurz
bevor der Mäher in die Lüfte hob, schwang sich Ferdinand beherzt
auf den Sitz. Sein Triumph sollte vollkommen sein, dem Wegner sollte
sein Gin Tonic im Glas gefrieren.
Gerda
sah ihrem Ferdinand nach und rief »Ferdi, du fliegst ja.«
Die
Nachbarschaft war aus dem Häuschen, als Ferdinand auf seinem
Aufsitzmäher hockend, über sein Dach langsam dem Rasen zustrebte.
Unter
sich, am gemeinsamen Zaun sah er Wenger stehen, der zu ihm nach oben
schauend mit seinem Glas in der Hand, ihm anerkennend zuprostete.
Die
Landung konnte sanfter nicht sein.
»Na
bitte Herr Wenger, das ist doch mal eine Maschine von
Aufsitzakkurasenmäher was? Schon mal so was gesehen?«
Herr
Wegner murmelte hintergründig, »wird bestimmt eine schöne Party
werden, Herr Nachbar«, und verzog sich unter seinen Sonnenschirm.
Das
Spektakel hatte aber sein Ende noch nicht gefunden. Die Nachbarn die
den Abflug von Ferdinand beobachteten, wollten sich seiner guten
Landung nun auch vergewissern und strömten, an der verdutzten Gerda
vorbei, durch den Hausflur in den Garten.
Ferdinand
saß auf seinem Mäher mitten auf seinem Rasen. Die stille Post der
Nachbarn, hatte gute Dienste geleistet und dutzende Menschen
trampelten erregt über Ferdinands Rasen um seinen neuen Aufsitzmäher
und die gelungene Landung zu bestaunen. Kinder tanzten und spielten
Fangen, fremde Hunde, die ihren Herrchen und Frauchen
hinterherliefen, buddelten Löcher in das satte Grün, derbe Stiefel
und hochhackige Damenpumps verursachten hässliche Löcher, ein
Maulwurf und seine Familie wurden geweckt und gruben von unten, aus
Protest, kleine Erdhügel nach oben, Gerda ganz die gute alte
Hausherrin erinnerte sich an ihre Gastfreundschaft und servierte
schnell diverse Säfte in Gläsern für die Kleinen und Ferdinands
Weizenbier für die Großen.
Ferdinand
wollte schreien, toben und die ganze Bagage von seinem Rasen jagen.
Aber wie? Er war der Held des Nachmittages und Helden ließen sich
gratulieren und beglückwünschen. Helden leiden immer einsam, lernte
Ferdinand und machte gute Miene zum bösen Spiel.
Es
war neunuhr morgens am Sonntag. Ferdinands Albtraum hatte erst gegen
Mitternacht sein Ende gefunden, als sein gesamtes Weizenbier
aufgebraucht war. Sein Vorrat für den ganzen Monat in den Blasen
seiner Nachbarn.
»Möchtest
du ein Salamibrötchen Ferdi?«
»Ja,
was sonst und mach zwei Scheiben drauf.«
»Und
auch noch etwas frischen Kaffee?«
»Ja,
mach schon. Wo hattest du eigentlich das ganze Geld so schnell her?«
»Ach
weißt du Ferdi, auch wenn du nicht immer so ganz nett zu Herrn
Wegner bist, mich mag er gerne. Er ist so ein feiner Mann, der Herr
Wegner, nie ein böses Wort.«
Ferdinand
schlabberte mit dem Kaffee und starrte seine Frau fassungslos an, »du
hast dir das Geld vom Wegner geliehen? Bist du denn wahnsinnig?«
Konsterniert
sah Gerda ihn an.
»Herr
Wegner bitte, so viel Zeit muss sein, Ferdi. Aber ja, woher sollte
ich das Geld denn sonst so geschwind herbekommen. Er ist so ein
netter Mensch, der Herr Wegner, immer ein offenes Ohr hat er, immer
ist er hilfsbereit. Ach, was für ein liebenswerter Mann er ist und
immer so alleine.«
Ferdinand
hatte genug, er war restlos bedient. Mit Tempo erhob er sich von
seinem Stuhl um sich der Katastrophe namens Rasen zu stellen.
Mutig
und entschlossen öffnete er die Terrassentür. Was er sah, war keine
Katastrophe. Nein, hier hatte eindeutig eine kriegerische Invasion
stattgefunden. Von Rasen konnte keine Rede mehr sein, dass was vor
seinen Augen lag, war ein Schlachtfeld, welches Verdun alle Ehre
machte..
Einsam
und verloren, mitten darauf, sein neuer Akkuaufsitzrasenmäher.
Herr
Wegner nebenan, erhob sich aus seinem Gartenstuhl und schlenderte mit
einer Tasse Kaffee in der Hand zum Gartenzaun.
»Das
war ja mal eine tolle Party gestern Abend. Mein Kompliment Herr
Nachbar. Und meinen Dank an Ihre reizende Gattin für das kühle
Weizenbier, trink ich ja eigentlich nicht, aber, na ja, zur Feier des
Tages.«
Ferdinand
wurde Speiübel, rang sich aber verbissen durch, »Danke für Ihre
Leihgabe gestern. Morgen bekommen Sie Ihr Geld zurück.«
»Och,
lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich vermute, Sie hatten gestern genug
Ausgaben, bei mir drängt es ja nicht, Sie wissen schon, Vater Staat
...«
»...
sorgt für seine verdienten Exbeamten«, vollendete Ferdinand
resigniert den Satz.
»Genau
Herr Zacharias und ich rate Ihnen dringend zum Kauf eines Pflugs, auf
dem Acker da können Sie höchstens noch Kartoffeln ernten, eine
Zugmaschine haben Sie ja schon. Schönen Sonntag, Herr Nachbar.«
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