Sonntag, 1. April 2018

Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel Teil 1


Liebe Leserin, lieber Leser,

herzlichen Dank für Ihren Besuch auf meiner Autoren-Webseite. 

Leider ist es so, dass ich nur in unregelmäßigen Abständen posten kann, da meine Arbeit mir nicht soviel Zeit einräumt, um dies häufiger zu tun.

Dafür habe ich Ihnen heute eine Kurzgeschichte meiner neuen Kunstfigur "Ferdinand Z." weiter unten eingefügt.

Diese Kurzgeschichte besteht aus drei Teilen. Alle drei Teile erscheinen in den Monatsprogrammen für April/Mai/Juni, der Caritas zp Düsseldorf-Unterrath. 

Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit Ferdinand Z. und seiner Gerda.


Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel (Teil 1 von 3) von Michael Uhlworm


»Gerda! Wo bitte ist mein blaues Hemd? Ich habe es dir zigmal gesagt, heute will ich das blaue Hemd anziehen.« Ferdinand Z. stand vor dem Kleiderschrank und hatte seine Fäuste in die Hüften gestemmt.

Gerda kam aus dem Wohnzimmer mit dem Hemd herangeeilt.

»Hier Ferdi, hier ist es, ich habe nur noch schnell drüber gebügelt. Du sollst doch gut aussehen heute Nachmittag.«

Ferdinand Z. sah seine Frau herrisch und fragend an und nahm brüsk das Hemd entgegen.

»Willst Du damit sagen, ich hätte einmal nicht gut ausgesehen? Wenn die mich heute nicht zum Vorsitzenden wählen, können die was erleben sag ich dir.«

Gerda zuckte erschrocken zurück; wenn ihr Ferdi so mit ihr sprach, musste er sehr angespannt sein.

»Aber Ferdi, du wirst sehen, es wird alles gut werden. Einen besseren Vorstandsvorsitzenden als dich kann es ja gar nicht geben.« Gerda richtete ihrem Ferdi geschickt den Krawattenknoten.

»Das will ich meinen Gerda. Meine Erfahrungen als Dienststellenleiter des Ordnungsamtes kann kein anderer vorweisen, schon gar nicht diese Elise, diese dumme Gans. Wo ist die Ehrennadel vom Schützenverein? Verdammt noch mal Gerda, muss ich denn an alles selber denken?«

Gerda durchsuchte nervös den Kleiderschrank, indem sie seine Saccos hin und her schob.

»Hier ist sie. Sie steckte noch im Sacco, das du letztens zum Kegeln anhattest«, schnell steckte sie ihm die Ehrennadel ans Revers und strich zärtlich darüber, «wie stattlich du doch im Anzug immer aussiehst, Ferdi.«

Sie stellte sich vor ihm auf, strich über ihr grünes Kleid, auf dem große und bunte Frühlingsblumen aufgedruckt waren und fragte:

»Und ich Ferdi? Sehe ich auch gut aus? Ich muss doch neben dir was hermachen, wenn du dann Vorsitzender bist.«

Ferdinand Z. schenkte ihr einen kurzen Seitenblick, während er sich kritisch im Siegel betrachtete und murmelte, »ist in Ordnung. War ja auch teuer genug das Kleid. Mach ja keine Flecken drauf, sonst kostet die Reinigung auch noch Geld. Zack zack Gerda, wir müssen jetzt los.«

»Was ist denn das für eine Schweinerei?« Ferdinand Z. war außer sich. Sein Wagen war zugeparkt. »Gerda, klingel sofort bei den Hübners und bei den Wengers. In zwei Minuten ist mein Wagen frei, oder ich rufe meine Kollegen vom Ordnungsdienst. Sag denen das, wenn die nicht sofort spuren.«

Gerda war den Tränen nahe, wie so oft, wenn ihr Ferdi sich so aufregte und einen knallroten Kopf bekam. Sie rannte los.

Herr Hübner kam als erster. Lässig und gelangweilt näherte sich der junge Mann seinem und dem Auto von Ferdinand Z. der ihn zornig anstarrte und lospolterte.

»Junger Mann«, bellte er herrisch, »kennen Sie die Straßenverkehrsordnung nicht? Ihr parkverhalten ist nicht nur unerhört, sondern grenzt darüber hinaus an Nötigung und Freiheitsberaubung.«

»Nun machen Sie sich mal nicht ins frisch gebügelte Hemd. Sie haben doch Ihren Wagen so nah auf meinen aufgesetzt. Und Ihrer Freiheit sind Sie auch nicht beraubt, höchstens Ihr Auto ist ein bisschen zugeparkt.«

Lesen Sie in Teil 2: Schafft es Ferdinand Z. zu seinem Wahltermin?