Liebe Leserin, lieber Leser,
hier ist nun Teil 3 von der Geschichte des Ferdinand Z.
Aber keine Sorge, es werden noch weitere Geschichten
über diesen Fiesling folgen. Und nun viel Vergnügen.
Ferdinand Z. oder: Gerda und ihr geliebtes Ekel (Teil 3 von 3) von Michael Uhlworm
Aber
Gerda machte keine Anstalten sich zu bewegen und öffnete ihre
Handtasche.
»Hier Ferdi, Herr Wenger hat uns zwanzig Euro für ein
Taxi geliehen. Du sollst dir eine Quittung geben lassen, hat er
gesagt, weil doch manche Fahrer den Taxameter nicht anmachen. Er ist
so ordentlich der Herr Wenger.«
Ferdinand
Z. platzte der Kragen. »Was habe ich da nur geheiratet damals? Ist
dir nicht klar Gerda, dass ich ihm das Geld wiedergeben muss? Und
eine Quittung auch noch dazu? Ohne Taxameter kostet mich die Fahrt
nur die Hälfte.«
Gerda schaute ihren Ferdi geduldig und liebevoll an.
»Er hat gesagt, du
kannst es ihm auch in kleinen Raten zurückzahlen, wenn du gerade
knapp bist. Er ist so rücksichtsvoll der Herr Wenger.«
Kalter
Schweiß brach aus Ferdinand Z. heraus, nässte sein
frisch gebügeltes, blaues Hemd und machte hässliche dunkle Flecken.
Er
sah sich im Geiste belustigten Blicken der Nachbarschaft ausgesetzt.
Er, der Vorstandsvorsitzende des Kleingartenvereins, Ferdinand Z.
machte zwanzig Euro Schulden bei Herrn Wenger und konnte sie nur in
kleinen Raten zurückzahlen. Was für eine Blamage.
Aber
halt, soweit war er noch nicht. Er war noch nicht gewählt. Noch war
er ein Niemand, ein Nichts und ohne angemessene, gesellschaftliche
Stellung im Viertel.
»Gib
das Geld her Gerda und hurtig jetzt, ruf ein Taxi. Nun mach schon,
beeile dich.« Das Schwitzen wurde stärker, er lockerte die
Krawatte.
Viele
rote Ampeln und keine grüne Welle. Ferdinand Z. konnte kommandieren,
wie er wollte. Der polnische Student der Politologie, der das Taxi
lenkte, war eben zu jung und daher ohne jegliche Wehrmachtserfahrung.
Er ließ sich nicht Befehlen, rote Ampeln zu ignorieren.
Fünfzehn
Minuten zu spät. Gerda bestand auf ihre Quittung für Herrn Wenger,
diesen netten Herrn. Ferdinand Z. drängte Gerda zur Eile.
»Lauf
schon vor Gerda. Die sollen gefälligst warten mit dem wählen, ich
bin gleich da. Mach schon Gerda, renn was du kannst.«
Gerda
protestierte lahm, »aber ich bin auch nicht mehr so schnell. Ich bin
so alt wie du Ferdi.«
»Quatsch
nicht und spar dir den Atem. Du bist drei Monate jünger als ich und
außerdem meine Frau. Also ab jetzt. Vermassel mir nicht meine Wahl.«
Endlich
am Vereinsheim angekommen, sah Ferdinand Z. wie Gerda, seine Frau, in
herzlicher Umarmung mit Elise Hunger lag, seiner direkten
Konkurrentin um das Amt.
»Hallo
Ferdinand«, begrüßte ihn Elise Hunger mit gelangweiltem
Händedruck, »du bist leider zu spät, meine Wahl ist bestätigt.
Aber wir hätten noch eine Position im erweiterten Vorstand für dich
frei.«
Ihr Lächeln kam hintergründig und ihre Augen lächelten
nicht mit.
Ferdinand
Z. musste sich im schweißdurchtränkten, blauem Hemd geschlagen
geben. Geschlagen von einer Frau. Wo geht es nur hin mit dem
Vaterland? Immerhin, es war noch eine Position frei.
»Na gut Elise, ich werde Kassenwart. Immerhin war ich Dienststellenleiter
beim Ordnungsamt.«
Elise
Hunger lächelte süffisant. »Der Kassenwart ist schon vergeben.
Aber wir brauchen noch einen Blockwart. Einer muss ja darauf achten,
dass die Hecken nicht zu hoch wachsen. Ordnung muss schließlich
sein, nicht wahr mein lieber Ferdinand?«