Liebe Freundinnen und Freunde,
nach langer Zeit habe ich mal wieder eine kleine Leseprobe aus meinem neuen Buch, welches voraussichtlich im August 2020 erscheinen wird, für euch.
Dieses Buch trägt den vorläufigen Titel "Bitter und Schwarz" und ist mit vielen satirischen Kurzgeschichten ausgestattet.
Wie immer, wird das Buch als Taschenbuchausgabe und als Ebook bei den meisten Online -Plattformen wie Amazon etc. und im stationären Buchhandel (Büchereien) zu erwerben sein.
Nun wünsche ich euch viel Vergnügen mit dieser Kurzgeschichte.
nach langer Zeit habe ich mal wieder eine kleine Leseprobe aus meinem neuen Buch, welches voraussichtlich im August 2020 erscheinen wird, für euch.
Dieses Buch trägt den vorläufigen Titel "Bitter und Schwarz" und ist mit vielen satirischen Kurzgeschichten ausgestattet.
Wie immer, wird das Buch als Taschenbuchausgabe und als Ebook bei den meisten Online -Plattformen wie Amazon etc. und im stationären Buchhandel (Büchereien) zu erwerben sein.
Nun wünsche ich euch viel Vergnügen mit dieser Kurzgeschichte.
Interview
mit dem Ministerpräsident
(noch nicht lektoriert)
Die Scheinwerfer strahlten grell
auf. Alle drei waren geschminkt, nur auf Lidschatten und Lippenstift
hatte man verzichtet.
»Herr Ministerpräsident, wir
danken Ihnen dass sie sich so spontan für dieses Interview zur
Verfügung gestellt haben.«
Verhaltener Applaus aus dem
Publikum.
Der Ministerpräsident, »aber
Herr Kolbe, das ist doch selbstverständlich und ich verstehe es auch
als meine Pflicht, mich meinen Wählern und Nichtwählern zu zeigen.«
Der zweite Interviewer, Herr
Meise fragte spitz, »was fällt Ihnen zu Ihren fallenden
Umfrageergebnissen ein, Herr Ministerpräsident? Das kann Sie doch
nicht glücklich machen?«
Der Ministerpräsident fletschte
kurz die Zähne, ehe er sich besann und in einen jovialen Plauderton
verfiel.
»Nun sehen Sie Herr Meise, Ihre
Frage nach dem glücklich sein beinhaltet ja auch den
unausgesprochenen Gedanken nach dem unglücklich sein. Meiner Meinung
nach, kann man nur glücklich sein, wenn man das unglücklich sein
mindestens einmal erfahren hat. Mit einem Satz; mal gehts runter und
mal gehts rauf.«
Kolbe und Meise sahen jetzt beide
eher unglücklich aus, rafften sich aber schnell wieder auf.
»Herr Ministerpräsident, wir
führen ja jetzt schon seit einiger Zeit eine vehemente Klimadebatte.
Die einen sagen so, die anderen anders. Wie ist Ihre Haltung zu
diesem Thema?«
Mit dieser hinterhältigen Frage
wollte Meise seinen Interview-Kollegen Kolbe ausstechen, um zu
zeigen, wer hier der Chef im Ring war.
Des Ministerpräsidenten Augen
verengten sich zu zwei kleinen Schlitzen, als er sich eine Zigarette
in den Mund steckte, die ihm die Regieassistentin aber sofort,
nachdem sie einen beherzten Hechtsprung vollbracht hatte, noch im
Flug aus dem Gesicht schlug. Das brachte ihr den
Regieassistentinnen-Sonderapllaus des Publikums ein und einen
beherzten Tritt gegen ihr Schienbein vom Ministerpräsidenten, der
aber sofort so tat, als wäre es nur ein Versehen gewesen. Er gab ihr
links und rechts ein Küsschen auf die Wange, ehe er ihr versteckt,
für niemanden sichtbar beherzt in den knackigen Hintern kniff.
Meise lächelte verhalten
süffisant, »nun Herr Ministerpräsident? Nachdem wir das
Rauchverbot hier in unserem Studio durchgesetzt haben, bitte ich um
eine Antwort zu meiner Frage.«
Der Ministerpräsident ließ sich
Zeit und betrachtete genüsslich seine Finger die gerade herzhaft
zugekniffen hatten, ehe er sich räusperte, »Nun Herr Meise,
Debatten werden ja immer von unterschiedlichen Meinungen oder
Einschätzungen geprägt. Dazu sind sie schließlich da. Meine feste
Meinung, ja meine felsenfeste Überzeugung ist ein sowohl als auch.«
Diese Antwort ließ Kolbe die
Möglichkeit, dem Meise die Zunge auszustrecken, denn jetzt lag der
Ball eindeutig bei ihm und Meise guckte traurig aus der Wäsche.
»Wenn der Herr Ministerpräsident
sich vielleicht präzisieren könnte?« Kolbe war in seinem Element.
Der Ministerpräsident schaute
Kolbe bissig an, «wie meinen?«
»Ja bitte, wo steht ihr sowohl
und in welche Richtung bewegt sich Ihr auch?« Kolbe war ein bissiger
Tiger und ließ nicht locker.
Der Ministerpräsident sah den
Meise unglücklich und um Hilfe flehend an. Der war aber gerade mit
seinem eigenen Problem, der Filzlaus Kolbe vollauf beschäftigt und
grinste nur blöde vor sich hin.
»Nun Herr Ministerpräsident«,
Kolbe ließ nicht locker, »wenn Sie sich bitte zu einer Antwort auf
meine Frage herablassen könnten.«
»Aber ja, sehr gerne doch Herr
Kolbe. Für Sie doch immer, wie lautete Ihre Frage doch gleich?«
Jetzt sah Meise den Zeitpunkt
gekommen, die Leitung des Interviews wieder an sich zu reißen und
wollte mit dem Interviewten kurzfristig eine auf die Sendezeit
beschränkte Koalition eingehen um Kolbe in die Opposition zu
drängen.
»Bitte entschuldigen Sie die
ungeschickte Fragetechnik meines Kollegen Herr Ministerpräsident.
Eigentlich wollte Kolbe Sie fragen, ob Sie den Sommerurlaub oder die
Winterferien vorziehen?«
Der Ministerpräsident erkannte
den Wink mit dem Zaunpfahl sofort und sprang auf den Zug auf.
»Es freut mich ungemein Herr
Meise, dass Sie mir diese Frage stellen, denn es ist mir ein
wirkliches Bedürfnis, Ihre Frage ganz klar, mit einem sowohl als
auch zu beantworten.«
Meise lächelte still in sich
hinein. Er war sehr stolz auf das gerade erhaltene Lob und legte
ungeschminkt nach.
»Ich interpretiere Ihre wirklich
erschöpfende und auf den Punkt gebrachte Antwort also richtig, Herr
Ministerpräsident, wenn ich sage, Sie ziehen den Sommerurlaub den
Winterferien vor, wenn es in den Alpen keinen Schnee mehr gibt?«
Der Kopf von Kolbe lief rot an
und er erwachte aus seiner kurz genommenen Apathie. Bissig, mit
gepfletschten Zähnen, die eine mangelhafte Qualifizierung seines
Zahnarztes offenbarten, grätschte er so vehement dazwischen, dass es
ihm nur mit Mühe gelang, auf seinem Sessel kleben zu bleiben.
»Das ist eine unverantwortliche
und darüber hinaus unhaltbare Hypothese Herr Meise. Jedes
nennenswert erschlossene Skigebiet in den Alpen verfügt über diese
modernen Schneekanonen, die geradewegs zu einer Touristenattraktion
geworden sind. Das wiederum kann nur zur Folge haben, dass den Alpen
der Schnee niemals, ich sage es hier ganz ausdrücklich, niemals der
Schnee ausgehen kann.«
Der Ministerpräsident, dessen
Dentist im prowestlichen Teil Nordkoreas promoviert haben musste,
strahlte mit blitzblankem Gebiss in die Kameras, nachdem sein
persönlicher Assistent ihm noch schnell eine Schneebrille und eine
Pudelmütze aufgesetzt hatte.
»Ganz genau liebe Wählerinnen
und Wähler. Den Alpen wird der Schnee niemals ausgehen und ich
versichere Ihnen, dass auch der Nordsee das Wasser niemals knapp
werden wird. Dafür werde ich meine ganze Kraft und all meine Energie
einsetzen, dass auch Ihre künftigen Badeurlaube in unserem schönen
Heimatland auf Jahrzehnte hinaus abgesichert sind.«
Kolbe sah seine Felle den Bach
runtergehen und witterte eine hinter der Hand geschlossene Allianz
zwischen Meise und dem Ministerpräsidenten, die ihn zermalmen
könnte, wenn er nicht sofort den Hammer des Thor aus dem Sack ließ.
»Dieses Versprechen, mein liebes
Publikum ist reine Makulatur und dreistester Wahlkampfsprech. Wie wir
alle wissen, ist der Nordpol eben gerade, vollends abgetaut und die
Nordseeküste beginnt jetzt knapp fünf Kilometer nördlich von
Düsseldorf. Ein solches Versprechen, wie es der Ministerpräsident
eben abgegeben hat, erübrigt sich also. Das hat der Nordpol schon
für ihn eingelöst und erledigt.«
Meise überlegte blitzschnell,
wie er den Ministerpräsidenten davon überzeugen konnte, dass er für
ihn als zukünftiger Pressesprecher, sollte er zum Bundespräsidenten
aufgestiegen sein, erste Wahl wäre.
»Wie Sie den Ministerpräsidenten
einmal wieder in ein schlechtes Licht stellen wollen Kolbe, lässt
mich eine unsägliche Charakterschwäche an Ihnen erahnen. Haben Sie
denn ganz und gar den enormen Wirtschaftsaufschwung in und um
Düsseldorf herum vergessen? Die Kaufkraft der Scharen von Holländern
und Belgiern, die dort nach neuem Grund und Boden suchen, ist
gewaltig. Dass wollen Sie doch nicht allen Ernstes von der Hand
weisen?«
Der Ministerpräsident schwieg,
lächelte still und selbstgefällig in sich hinein. Sollten doch
andere die Schlacht für ihn schlagen, schließlich war er
Vollblutpolitiker.
Empört schnellte Kolbe aus
seinem Sessel hoch, die Hände zu Fäusten geballt.
»Und was ist mit unseren armen
Mitbürgern aus dem hohen Norden? Haben die nicht auch das Recht
weiter im Süden eine neue Heimat zu finden? Aber der ist ja jetzt
mit Ausländern so bevölkert, dass für unsere Landsleute kein
freier Platz mehr ist.«
Der Ministerpräsident feixte
kurz die Regieassistentin an, als er sich an ihren Knackpopo
erinnerte und fühlte sich befleißigt, das Wort zu ergreifen, denn
schließlich waren ja auch die, die noch auf offener See verkehrten
oder schwammen potenzielle Wähler.
»Aber meine Herren, als die
Tsunamis überhand nahmen und ich die latente Gefahr erkannte, habe
ich sofort gehandelt und umgehend in Auftrag gegeben,
Familienfreundliche und für jeden Geldbeutel erschwingliche Flöße
zu bauen. Dass sich hier leider Lieferengpässe ergaben, war höhere
Gewalt, da die Floßbauer nicht auf die riesigen Forstgebiete in der
Lüneburger Heide zurückgreifen konnten, die ja schon Land unter
waren.«
Kolbe wollte sich nicht mit
Ausreden abspeisen lassen.
»Und was ist mit dem bayerischen
Wald? Warum haben Sie denn den nicht umgehend abholzen lassen? Hatte
es vielleicht damit zu tun Herr Ministerpräsident, dass Sie nebenbei
im Aufsichtsrat der Schlauchboot-Bau AG sitzen und ihr Schwiegersohn
Inhaber der Gummi & Kautschuk GmbH ist?«
Der Ministerpräsident lief
tiefrot an im Gesicht und hatte Glück, in Meise einen Fürsprecher
zu haben, der die Chance erkannte, jetzt und hier sein
Bewerbungsplädoyer für den Posten des Pressesprechers zu halten. Er
sah dem Ministerpräsidenten schwer verliebt in die Augen, um sich in
seinem Herzen einzuprägen.
»Das Dilemma mit dem bayerischen
Wald Herr Kolbe, können Sie unserem Ministerpräsidenten aber nun
wirklich nicht in die Schuhe schieben. Die Bayern brauchen ihr Holz
selber, die rechnen in Kürze mit dem Abtauen des Südpols und bauen
damit wehrhafte Palisaden zum Schutz vor den Horden, die aus dem
Süden bei ihnen einfallen könnten. Außerdem verwehre ich mich
dagegen, meinem lieben Ministerpräsidenten unterjubeln zu wollen,
irgendwo oder für irgendwen Lobbyarbeit verrichtet zu haben. Nein,
das wäre eine grobe und ungeheuerliche Unterstellung, so etwas tut
er nicht, nicht mein geliebter Ministerpräsident.« ...mehr in meinem: Buch der Satiren - Bitter und Schwarz.
Wie gewohnt etwas für ein besseres Wohlbefinden. Die wirkungsvollsten Yoga-Übungen mit Angelika Doerenberg, meiner Yoga-Lehrerin.
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