Liebe Leserinnen, liebe Leser,
durch Corona sind auch meine Möglichkeiten Lesungen aus meinen Büchern zu halten, mehr als eingeschränkt.
Alle Veranstaltungen bei denen ich fest gebucht war, wurden abgesagt.
Doch wie ein Sänger der gehört werden möchte, möchte ich als Autor gelesen werden. Hier also eine kleine Leseprobe für Sie aus meinem neuen Buch. Besuchen Sie auch meine Seite "meine Bücher und eBooks".
Ihr
Michael Uhlworm
Von Maklern und Immobilien
Herr Kauz war von Beruf zugelassener Makler. Wohnungsmakler, um präzise zu sein. Er war sehr einverstanden mit seinem Beruf, auch wenn der nicht den besten Ruf genoss.
Wohnungsmakler standen, vor allem bei Wohnungssuchenden im Allgemeinen unter Verdacht, sich immer nur die Provisionen in die Tasche stecken zu wollen, ansonsten von ordentlicher Arbeit aber nicht viel hielten. Dementsprechend war der Maklerberuf nicht allzu gut angesehen. Das machte Herrn Kauz immer einmal wieder ein bisschen traurig.
Gerade jetzt war er besonders traurig. Er hatte nur einen einzigen Auftraggeber, der viele Häuser in der Stadt sein eigen nannte. Die Betonung lag auf, nannte. Jetzt war er verstorben. Leider so plötzlich und unerwartet, dass Herrn Kauz keine Zeit geblieben war, sich nach neuen Auftraggebern umzusehen und zu akquirieren.
Es hätte auch nicht so schlimm um die Auftragslage von Herrn Kauz gestanden, wäre der Erbe, der letzte Enkel, nicht von der ganz jungen und gierigen Sorte von Erben gewesen. Der hielt sehr wenig von soliden, wiederkehrenden Mieteinnahmen und hatte alle Bestandsimmobilien razfaz an ein Unternehmen verkauft, dass sich auf den Vertrieb von Eigentumswohnungen spezialisiert hatte. Für einen seriösen und korrekten Makler seiner Art hatten die neuen Eigentümer leider keine Verwendung. Sie suchten ausschließlich nur junge, dynamische Verkäufer, vorzugsweise solche, welche im Gebraucht-wagenhandel oder etwa in der Vertreterbranche gescheitert und daher besonders hungrig auf schnelle Provisionen waren.
Alles in allem eine sehr verdrießliche Situation für Herrn Kauz, zu der sich seine jetzt angespannte finanzielle Lage gesellte. Verplante, zukünftige Provisionen würden jetzt nicht mehr eintrudeln und sein Konto hatte eine bedenkliche Schieflage und würde seinen Kopf nicht allzu lange über Wasser halten.
Seine vermeintliche Rettung fand er bald in seinem Briefkasten in Form eines Briefes vor. Die Immobilien Müller und Maier GmbH suchte einen erfahrenen und unbedingt sehr seriös scheinenden Wohnungsmakler für ein tolles und hervorragendes Immobilienobjekt in bester Lage und man befand Herrn Kauz als genau den richtigen Mann diese anspruchsvolle Aufgabe auszufüllen, zumal er ja gerade arbeitslos geworden war.
Die Herren Müller und Maier erwarteten seinen freundlichen Besuch. Terminvorschlag: Am besten Morgen um 10.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Herr Kauz war pünktlich und saß in seinem besten Anzug, weißem Hemd und blauer Krawatte im Vorzimmer, seine Kunstleder-Aktentasche auf seinem Schoß und bewunderte die brünette Sekretärin wie sie mit außerordentlicher Präzision ihre Zehen lackierte und sich anschließend mit unglaublicher Anmut die Lippen nachzog.
Noch nicht ganz zufrieden, begann sie mit einer Pinzette in der Rechten und einem kleinen Spiegel in der Linken, ihre Augenbrauen zu zupfen.
Herr Kauz, zeitlebens ohne eigene Frau bedauerte, dass er so wenig Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht hatte sammeln können. Aber wie denn auch?
Er entschuldigte sich ganz schnell bei sich selbst. Sein Leben war dermaßen mit Terminen angereichert gewesen, dass er keine Zeit für eine Frau, schon gar nicht für eine dauerhafte Beziehung, hätte einschieben können.
Die Bürotür flog beinahe pünktlich um 11.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf. Die Sekretärin sah gelangweilt, ohne ihr Tun zu unterbrechen, auf.
»Tach Chef eins. Der da wartet auf dir, sagt, er hätte einen Termin mit dich und Chef zwei.«
Chef eins bemerkte Herrn Kauz und zauberte sein Frauenherzbrecher-Lächeln auf sein gerötetes feistes Gesicht, streckte beide Arme wie zu einer warmen Umarmung aus und rief: »Aha ja, ich erinnere mich an Sie Herr ..., wie war doch noch mal Ihr Name? So viele Termine, so viele Namen, da kann man ja mal durcheinandergeraten.«
Herr Kauz wusste, was sich gehörte und war sofort von seinem Stuhl aufgesprungen, seine Kunstleder-Aktentasche landete dabei vor die Schuhe von Chef eins.
Das war auch gut so, denn beinahe hätte er die tiefe Verbeugung vergessen. Schnell holte er sein Versäumnis nach und griff im letzten Drittel seiner Verbeugung zielsicher schnell nach der Tasche.
»Aber bitte, das macht doch wirklich keine Ursache Herr Chef eins. Mein Name ist Kauz und ich habe einen Termin heute um 10.15 Uhr mit Ihnen und Chef zwei.«
Chef eins sah verdattert die Sekretärin an, die gerade einen weiteren Knopf an ihrer Bluse geöffnet hatte und kurz ihr üppiges Dekolette begutachtete um es dann umgehend Chef eins zu präsentieren.
»Bitte Mimi nicht jetzt. Ich und Chef zwei hatten einen Termin? Wieso sagt uns das denn Niemand? Mimilein, wir bezahlen dich aber auch fürs gelegentliche arbeiten.«
Mimi zog die Augenbrauen hoch und knöpfte beleidigt die Bluse wieder zu um dann ihren kleinen, roten Schmollmund zu öffnen.
»Und was sach ich dem Typ, der euch beide immer sprechen will? Der sacht immer so Sachen wie Geschichtsbeschluss und Findung oder so ähnlich. Ich halt den für ganz schön bekloppt.«
Eine leichte Röte breitete sich im Gesicht von Chef eins aus.
»Och der. Sag dem einfach, beide Chefs sind unbekannt verreist und das du den Laden gerade alleine schmeißt.«
Er knipste im Umdrehen jetzt sein umwerfendes Frauenflachleger-Lächeln an und strahlte Herrn Kauz an.
»Ja Herr ..., wie hießen Sie doch gleich? Termin um Termin, Sie verstehen? Sie sind doch nicht etwa der Gerichtsvol ...? Aber nein, Sie sehen so harmlos aus, bitte folgen Sie mir doch in unser Büro.«
Herr Kauz wollte gerade seinen Namen bei Chef eins in Erinnerung bringen, als dieser ihn auch schon kräftig an den Schultern packte und ihn durch die Tür in den düsteren Raum dahinter schob.
»Ja wo ist er denn? Hallo Maier wo steckst du denn schon wieder?« Chef eins steckte geschickt eine Kerze an, »Diese Stadtwerke, also wirklich die haben ihren Laden einfach nicht im Griff. Immer diese unangenehmen und plötzlichen Stromausfälle.«
Herr Kauz konnte jetzt im Kerzenschein die Umrisse eines großen Schreibtisches, in Eicheoptik ausmachen.
Unter diesem krabbelte jetzt flink ein kleiner Mann mit Halbglatze hervor. Leicht außer Atem, richtete er sich übergewichtig auf und streckte Herrn Kauz seine fleischige Hand entgegen um damit butterweich zuzudrücken. Seine sanften Augen blickten in seine.
»Gestatten, Maier mein Name, firmenintern auch Chef zwei genannt. Und Sie sind Herr ...? Ich bitte um Verzeihung. Termine, ständige Besprechungen und der ganze Kram. Da kann man schon mit den Namen durcheinander kommen.«
Herr Kauz ergriff die Hand und wunderte sich kurz über deren schwammige Kraftlosigkeit. »Kauz ist mein Name und wir hatten einen Termin heute um ...«, weiter kam er nicht.
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Wie Sie es mittlerweile von mir gewohnt sind,
hier einmal eine Entspannungsübung für die Pause.
Online mit meiner Yoga-Lehrerin Angelika Dörenberg.
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