Liebe Leserinnen, liebe Leser,
heute habe ich einmal wieder für euch eine Leseprobe aus meinem neuen Werk "Das Buch der Satiren - Bitter & Schwarz!"
Ich wünsche viel Vergnügen. Und bitte nicht vergessen, es ist alles nur Satire. Besuchen Sie auch meine Seite "meine Bücher und eBooks".
Herzlichst
Michael Uhlworm
Die Show
Ein Quotenhit war garantiert mit dieser neuen Fernsehshow, so viel war sicher. Der international agierende Produzent, Paule Makemoney rechnete mit satten 68,5% Marktanteil, zumal die Ausstrahlung im Fernsehen zur besten Sendezeit stattfinden sollte.
Das Moderatoren-Pärchen Erni Lachmichtod und Britte Kalauer waren gewiefte Präsentationsprofis, mit den allerbesten Referenzen aus der Versicherungsvertreter-Branche wo sie gemeinsam so manches feuchtfröhliche Betriebsfest moderiert hatten.
Die acht Kandidaten waren allesamt, aus unterschiedlichen Gründen total pleite und würden bei dem Kampf um das üppige Preisgeld untereinander keine Gnade kennen und sich zur Not und durchaus erwünscht, bis aufs Messer bekriegen. Vielleicht, so feixte der Produzent hoffnungsvoll still in sich hinein, würde sogar ordentlich Blut fließen und er beschloss, einen Insiderhandel mit sich selbst abzuschließen und über seinen Schwager schnell ein paar Aktien, des führenden Boulevardblattes und des ausstrahlenden Senders kaufen. Er träumte schon von einem Chalet am Lugano See.
Regisseur der Show sollte Olli Nunmachmal sein und als Location war der Baggersee Loch Betty vorgesehen, der so was von abgelegen lag und weitläufig mit einem zehntausend Volt Elektrozaun umschlossen war, dass ein enervierter Kandidat, keinerlei Fluchtmöglichkeit besaß, außer er verfügte über einen privaten Hubschrauber, was aber bei den verarmten Kandidaten selbstredend ausgeschlossen war.
Paule Makemoney begrüßte das gesamte Team an einem strahlenden Sommertag im August am Rande von Loch Betty, den mit schmutzig braunem Wasser gefüllten Baggersee.
»Ich freue mich heute außerordentlich das gesamte Team unserer neuen und grandiosen Show mit dem Titel: SCHAU UND SAG WOW, begrüßen zu dürfen.
Unser Regisseur Olli Nunmachmal, hat sich mit seinem Kreativteam wirklich außerordentliche Spiele erdacht, die unseren acht Kandidaten ganz gewiss großen Spaß bereiten sollten und von unserem Moderatorentandem, Erni Lachmichtod und Britte Kalauer mit viel Ach und Krach begleitet und kommentiert werden.
Nun meine lieben Freunde, genug von meiner Faselei. Lassen wir die Spiele beginnen an deren Ende der Sieger, oder die Siegerin sage und schreibe eine Million Euro gewinnt. Die anderen gehen leider leer aus. Ich erteile unserem lieben Regisseur Olli das Wort.«
Olli Nunmachmal war ein eher robuster Typ von Mann, der sich mit seinen Einmeterachtundfünfzig schwertat, mit Menschen über Einmetersechzig und schon aus diesem Grund den Beruf des Regisseurs bewusst gewählt hatte um das unwidersprochene Sagen zu haben. Seine Regieassistentin Ursel Kleinlaut, konnte ein Lied davon singen, wenn man Olli zu widersprechen versuchte, daher gab sie auch selten Laute von sich, wenn ihr Chef sprach oder schrie.
Gerade jetzt aber, so ganz am Anfang, wollte sich Olli Nunmachmal von seiner charmanten Seite zeigen und den acht Kandidaten, die sich vor ihm aufgereiht hatten unbegrenztes Vertrauen in ihn einflößen.
»Also Freunde ich sag mal kurz, ich bin hier der Regisseur und damit euer Boss. Namen sind für mich Schall und Rauch«, er baute sich vor der ersten Kandidatin, die ihn um mindestens zwanzig Zentimeter überragte auf, tippte ihr mit seinem Zeigefinger auf den Bauchnabel und sagte, »du bist die Nummer eins. Und der da ist die Nummer zwei und so weiter. Also ungerade Zahlen heißt weiblich, gerade Zahlen heißt männlich. Merkt euch eure Zahlen gut sie sind jetzt eure Namen, denn ich sage nichts zweimal.«
Die umsichtige Regieassistentin Ursel Kleinlaut hatte schnell acht Blätter von dem zweilagigen Klopapier, was die Crew aus hygienischen Gründen immer in kleineren Mengen mit sich führte abgerissen, mit den Ziffern eins bis acht beschriftet und tackerte jedem Kandidaten und jeder Kandidatin mit einem handelsüblichen, batteriebetriebenen Handtacker die entsprechende Nummer auf die Stirn.
Da hier und da ein wenig Blut floss, spendierte sie allen ein Papiertaschentuch zum Abtupfen dazu.
Das Blut des Regisseurs dagegen geriet jetzt in Wallung. Mit einer kurzen und knappen, aber unmissverständlichen Handbewegung, die an das Fallbeil einer Guillotine aus dem ausgehenden achzehnten Jahrhundert erinnerte, forderte er das Moderatorentandem dazu auf, unverzüglich mit dem Moderieren zu beginnen. Die Kamera lief auf Hochtouren, die Aufzeichnung konnte beginnen.
Sofort sprangen Erni Lachmichtod und Britte Kalauer vor die Kamera, Mikrofone wurden ihnen gereicht und Ursula Kleinlaut lächelte ihnen optimistisch zu.
»Ja, schönen guten Morgen liebe Leute Zuhause vor den Bildschirmen und in den Arenen. Meine liebe Kollegin Britte Klauer und ich ...«, spontan bemerkte Erni, dass etwas schief gelaufen war und bekam prompt einen überhitzten roten Kopf.
Den hatte er sich auch redlich verdient, befand Olli Nunmachmal ebenso spontan wie sein Moderator und geriet förmlich außer sich vor Wut, sodass er in ein uncharmantes Brüllen verfiel.
»Schwachsinn. Was quasselst du da für einen Blödsinn Mann? Aus welchem Loch bist du denn gekrochen? Wir zeichnen hier eine Abendsendung auf du Heini und da hat ein »Guten Morgen« nichts, aber auch überhaupt nichts verloren. Und die Britte heißt nicht Klauer, sondern Kalauer. Britte Kalauer! Hast du das kapiert und verstanden du Möchtegernmoderator.«
Der Moderator war ein wenig pikiert ob dieses Wutausbruchs seines Chefs. Die acht Kandidaten rückten menschlich näher zusammen und nahmen offen Partei für ihren Chef ein, man wollte es sich nicht schon jetzt mit ihm verderben. Auch Britte Kalauer jubilierte innerlich, fühlte sie sich doch plötzlich in einer Art Moderatoren-Führungsrolle und erhoffte sich jetzt insgeheim bei späteren Vertragsverhandlungen nicht mehr auf die Frauenquote pochen zu müssen.
Paule Makemoney erinnerte sich des horrenden Honorares, welches ihm Olli Nunmachmal aus den Rippen geleiert hatte und wollte nun publikumsverwertbare Resultate von seinem Regisseur sehen, die er dem meistbietenden Sender verkaufen konnte.
»Wann wird endlich das erste Blut fließen Olli? Ich erwarte bald das erste Opfer. Die Show muss sich rechnen Olli. Du weißt, was die Sender wollen, das muss jetzt Schlag auf Schlag gehen mit den Kandidaten, ruck zuck und ab über den Jordan, die akzeptieren keine halben Sachen. Es müssen Werbeplätze für Kinderschokoriegel, Bier und Waschmittel verkauft werden. Also mach hin Olli.«
Olli Nunmachmal war beileibe kein Kind von Traurigkeit und Müßiggang und ließ sogleich das erste Spiel beginnen.
»So meine Damen und Herren, dann wollen wir mal mit der ersten Runde beginnen«, er lächelte teuflisch, »Ursel möchtest du nun bitte unsere Kandidaten aneinanderketten? Du weißt schon die Eins an die Zwei, die Drei an die Vier und so weiter.«
Ursel Kleinlaut gehorchte aufs Wort und kettete wie befohlen die Kandidaten, alle im modischen Badedress gekleidet mit schweren Eisenketten aneinander, sodass sich vier Pärchen bildeten.
Zufrieden betrachtete Olli Nunmachmal die Protagonisten und befahl dem Kameramann, das Ruderboot zu besteigen und ermunterte Ursel Kleinlaut die Ruder zu ergreifen und auf sein Startsignal zu warten.
Die Kandidaten stellten sich zum zum Wasser von Loch Betty hin auf. Ihre Gesichter verrieten verbissene Entschlossenheit. Am Horizont tauchte auf einmal ein Sportflugzeug auf, das ein Banner hinter sich herzog und kam schnell näher, bis es die Gruppe erreicht hatte. Jetzt durften sich die Kandidaten an dem Motivationsschub erfreuen, den die Aufmunterung auf dem Banner erzeugen sollte:
Die Million dem winkt, der nicht ertrinkt!
Dann, urplötzlich ein gellender Pfiff aus einer Trillerpfeife. Das Startsignal! Die schweren Eisenketten hinter sich herziehend arbeiteten sich die Pärchen Schritt für Schritt zum Wasser vor. Nummer Fünf und Sechs waren sensationell schnell am Ufer angelangt, als hätten sie eine Karriere auf einer römischen Kriegsgallere hinter sich gebracht und stürzten sich ins Wasser. Ursel Kleinlaut legte sich nun kräftig ins Ruder, der Kameramann um künstlerische Freiheit bemüht filmte drauflos.
Olli Nunmachmal fragte Paule Makemoney, ob er den versprochenen Hai besorgt hatte. Der verneinte zerknittert, es hätten sich keine baggerlochfähigen Viecher finden lassen.
»Scheiße«, schrie der Regisseur, »wie sollen wir denn jetzt an Blut kommen?« Hektisch sah er sich um und entdeckte den Praktikanten. Ihm kam eine geniale Idee.
»Du da los jetzt. Du tauchst denen hinterher und ziehst an der erstbesten Kette, die du zu fassen bekommst und lässt nicht los. Verstanden? Lass sie ruhig ein bisschen zappeln und nicht zu schnell ertrinken. Das ist wichtig für die Dramaturgie. Los jetzt und unterstehe dich im Kamerabild aufzutauchen. Alles muss ganz natürlich auf die Zuschauer wirken Und jetzt mein Junge, hole tief Luft und tauche.«
Paule Makemoney war stolz auf sich und fühlte sich für sein gutes Händchen bei der Wahl seines Regisseurs bestätigt. Beinahe spielerisch versank das Pärchen 3 und 4, die als Letzte im Rennen lagen in den Fluten des kühlen Baggersees.
Als der Praktikant nach Luft ringend dem Wasser entstieg, empfing ihn der frenetische Applaus der Fernsehcrew und die überlebenden Kandidaten wollten gar nicht aufhören ihn abzuknutschen.
Doch Olli Nunmachmal ließ erst gar keine Partystimmung aufkommen. Arbeit war Arbeit. Er fragte den Produzenten, ob er denn wenigstens an die Piranhas gedacht hätte, »Wir brauchen jetzt unbedingt Blut. Nichts ist dramatischer als richtiges Blut und das muss in Massen fließen.«
Weiter geht es im Buch.
Etwas zur Entspannung mit meiner
Yoga-Lehrerin Angelika Dörenberg
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