Freitag, 2. Februar 2018

Leseprobe: Die Männer der Veronica Kristenich.

Hier ist eine kleine Leseprobe für Sie. Diese etwas längere Kurzgeschichte erscheint in Kürze in einem Sammelband meiner Kurzgeschichten, als Taschenbuch und als eBook bei Amazon. Jetzt die Leseprobe!



Die Männer der Veronica Kristenich


Der Erste, das war der Peter Habenich und Veronica schon sechzehn. Er war groß und schlank und schön und wie so oft in jungen Mädchenträumen sollte aus der Schwärmerei ihre große Liebe werden. Der Vater argwöhnte: Was macht der denn so? Die Mutter monierte Peters lange Haare. Doch Veronica überging den elterlichen Missmut und machte sich an Peter ran. Als Peter dann politisch wurde und von Kommunen faselte, ging Veronica lieber in ein Büro und wurde Stenotypistin mit Kinderwunsch. Das passte dann gar nicht mehr mit Kommunen zusammen und Veronica ließ den Peter sausen.

Das Fräuleinleben war Veronica schon bald Leid und als der neue Chef ihr Leben betrat, wurden ihre Röcke kürzer bis ziemlich kurz und ihre Beine und weiteres entgingen dem Chef nicht und so lag sie bald sehr oft bei ihm im Büro. Dumm nur, dass der Chef verheiratet war und noch am kleinen Häuschen baute. Doch das scherte Veronica recht wenig, da sie an ihre Jugend glaubte. Nach einem Jahr wurde der Chef nach Fernost versetzt, das Häuschen verkauft und mit Frau und Kegel war er weg.

Veronica, mit zweiundzwanzig noch nicht so alt, suchte eine neue Herausforderung und sattelte auf Frisörin um und erhoffte sich so mehr Fremdenverkehr. Der Gerd kam jede Woche und bat um einen freien Nacken. Der blaue Anzug mit den goldenen Streifen und das weiße Hemd mit Krawatte standen ihm prächtig und er erzählte viel von einer Welt, die Veronica nie gesehen hatte. Der Gerd der war Berufspilot und flog täglich nach Italien und wieder zurück und wollte einmal Kapitän eines modernen Jumbo-Jets werden. Bald hatten sie ein Techtelmechtel und Veronica träumte schon von Italien. Doch dem Gerd war der Frisörsalon zu eng und so ging er bald mit einer Stewardess ins Restaurant.

Nach vielen frisierten Männerköpfen von denen ihr keiner gefiel, schmiss Veronica die Schere in die Ecke und suchte in Zeitungen nach neuer Arbeit. Mannequin, das wollte sie sein. Die weite Welt der Mode war Verlockung und Hoffnung zugleich. Die Agentur und deren Inhaber befanden sie, mit jetzt sechsundzwanzig, genau im richtigen Mannequinalter. Der Inhaber war mal in der APO gewesen und kannte noch den Rudi Dutschke. Jetzt war er ein gemachter Mann, wählte FDP und zeigte Veronica seinen gelben Porsche. Veronica hätte lieber einen in Rot gehabt, doch der Inhaber brauste schon mit ihr davon. Bald schon kam ihr erster Auftrag und die Aufregung war groß. Der Inhaber zeigte ihr ein paar Laufstegschritte und brachte ihr die Drehungen bei. Es war nicht gleich Paris und auch nicht Mailand, doch er sagte, sie solle jetzt in Mannheim üben und sich die ersten Mannequinsporen verdienen. Nach Mannheim kam dann Korschenbroich und schon bald ging es nach Unterföhring, wo gerade Dirndl groß in Mode waren, und dann quer durch Rheinland-Pfalz wo es viele Weinfeste mit Modeschauen zu feiern gab. Veronicas Karriere geriet ins Stocken und der Inhaber ging zuerst in Insolvenz und dann ins Kittchen. Er hatte vergessen, Steuern zu zahlen. Veronica mochte keine Gefängnisbesuche und trennte sich von ihm und der Modellkarriere.


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