Leseprobe: Die Männer der Veronica Kristenich.
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Die
Männer der Veronica Kristenich
Der
Erste, das war der Peter Habenich und Veronica schon sechzehn. Er war
groß und schlank und schön und wie so oft in jungen Mädchenträumen
sollte aus der Schwärmerei ihre große Liebe werden. Der Vater
argwöhnte: Was macht der denn so? Die Mutter monierte Peters lange
Haare. Doch Veronica überging den elterlichen Missmut und machte
sich an Peter ran. Als Peter dann politisch wurde und von Kommunen
faselte, ging Veronica lieber in ein Büro und wurde Stenotypistin
mit Kinderwunsch. Das passte dann gar nicht mehr mit Kommunen
zusammen und Veronica ließ den Peter sausen.
Das
Fräuleinleben war Veronica schon bald Leid und als der neue Chef ihr
Leben betrat, wurden ihre Röcke kürzer bis ziemlich kurz und ihre
Beine und weiteres entgingen dem Chef nicht und so lag sie bald sehr
oft bei ihm im Büro. Dumm nur, dass der Chef verheiratet war und
noch am kleinen Häuschen baute. Doch das scherte Veronica recht
wenig, da sie an ihre Jugend glaubte. Nach einem Jahr wurde der Chef
nach Fernost versetzt, das Häuschen verkauft und mit Frau und Kegel
war er weg.
Veronica,
mit zweiundzwanzig noch nicht so alt, suchte eine neue
Herausforderung und sattelte auf Frisörin um und erhoffte sich so
mehr Fremdenverkehr. Der Gerd kam jede Woche und bat um einen freien
Nacken. Der blaue Anzug mit den goldenen Streifen und das weiße Hemd
mit Krawatte standen ihm prächtig und er erzählte viel von einer
Welt, die Veronica nie gesehen hatte. Der Gerd der war Berufspilot
und flog täglich nach Italien und wieder zurück und wollte einmal
Kapitän eines modernen Jumbo-Jets werden. Bald hatten sie ein
Techtelmechtel und Veronica träumte schon von Italien. Doch dem Gerd
war der Frisörsalon zu eng und so ging er bald mit einer Stewardess
ins Restaurant.
Nach
vielen frisierten Männerköpfen von denen ihr keiner gefiel, schmiss
Veronica die Schere in die Ecke und suchte in Zeitungen nach neuer
Arbeit. Mannequin, das wollte sie sein. Die weite Welt der Mode war
Verlockung und Hoffnung zugleich. Die Agentur und deren Inhaber
befanden sie, mit jetzt sechsundzwanzig, genau im richtigen
Mannequinalter. Der Inhaber war mal in der APO gewesen und kannte
noch den Rudi Dutschke. Jetzt war er ein gemachter Mann, wählte FDP
und zeigte Veronica seinen gelben Porsche. Veronica hätte lieber
einen in Rot gehabt, doch der Inhaber brauste schon mit ihr davon.
Bald schon kam ihr erster Auftrag und die Aufregung war groß. Der
Inhaber zeigte ihr ein paar Laufstegschritte und brachte ihr die
Drehungen bei. Es war nicht gleich Paris und auch nicht Mailand, doch
er sagte, sie solle jetzt in Mannheim üben und sich die ersten
Mannequinsporen verdienen. Nach Mannheim kam dann Korschenbroich und
schon bald ging es nach Unterföhring, wo gerade Dirndl groß in Mode
waren, und dann quer durch Rheinland-Pfalz wo es viele Weinfeste mit
Modeschauen zu feiern gab. Veronicas Karriere geriet ins Stocken und
der Inhaber ging zuerst in Insolvenz und dann ins Kittchen. Er hatte
vergessen, Steuern zu zahlen. Veronica mochte keine Gefängnisbesuche
und trennte sich von ihm und der Modellkarriere.
............!
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