Liebe Leserinnen und Leser,
es ist eine Selbstverständlichkeit für jede(n) Autor(in) sein/ihr neuestes Buch einem Publikum vorzustellen. Schließlich will ja auch ein Sänger gehört werden und Autoren eben nicht für die Schublade schreiben.
Oft werde ich gefragt, was man als Autor denn so verdient. Manche denken, meine Bücher verkaufen sich wie geschnitten Brot. Andere wiederum haben für meine Arbeit nur ein müdes Lächeln übrig und bezeichnen dass, was ich tue als "kleines Hobby".
Letzteres ärgert mich dann schon ein wenig, denn es ist eine rundum Arbeit. Mit dem Schreiben alleine ist es ja nicht getan. Als selbstverlegender Autor muss ich mich um Korrekturen ebenso kümmern, wie um das Buchcover und schließlich um die Bekanntmachung.
Daher ist jedes Buch welches ich bis jetzt geschrieben habe immer etwas besonderes für mich, da ich weiß wie viel Arbeit dahinter steckte.
Daher möchte ich euch heute einmal eine Leseprobe aus einem älteren Werk geben (älter heißt nicht schlechter!). Wer mit mir Kontakt aufnehmen möchte, kann dies unten im Kommentarfeld tun oder mich direkt per eMail anschreiben: michael.uhlworm@web.de. Ich freue mich über jede Zuschrift Bitte gebt als Betreff "Dein Taschenbuch" ein, damit ich eure Mail zuordnen kann..
Wer dieses Buch käuflich erwerben möchte, aber aus persönlichen Gründen nicht bei AMAZON kaufen mag, der kann das Buch auch ganz normal im Buchhandel bestellen und für unter 10 EUR erwerben. Doch zur Vereinfachung hier die Links zum bestellen:
Bei Amazon (unterstrichenen Link klicken) oder ganz unten, am Ende des Textes bei Bookmundo. Wer seinen Buchhändler unterstützen möchte, der bestellt es direkt in der Buchhandlung.
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Letzteres ärgert mich dann schon ein wenig, denn es ist eine rundum Arbeit. Mit dem Schreiben alleine ist es ja nicht getan. Als selbstverlegender Autor muss ich mich um Korrekturen ebenso kümmern, wie um das Buchcover und schließlich um die Bekanntmachung.
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Daisy bekommt einen Korb
In
der Morgenzeitung stieß Herr Müller auf einen Artikel, der
eine schwere Besorgnis in ihm auslöste: Inflation frisst die
Ersparnisse auf, las er die große, tiefrote Überschrift auf der
Titelseite.
Jedes
Jahr, las er weiter, würde die Geldentwertung zwei bis drei Prozent
betragen. Und da es so gut wie keine Zinsen mehr auf das Ersparte
gab, lohne es sich auch nicht mehr, sein Geld auf ein Sparbuch zu
geben. Herr Müller sah sich schon unweigerlich in einem Armenhaus
oder Schlimmerem stranden. Konnte er dorthin überhaupt seine
liebe, kleine Daisy mitnehmen? Vielleicht standen dort ja gerade so
exotische Rassen wie Chihuahuas auf einer schwarzen Liste, immerhin
war sie Ausländerin?
Die
lag derweil auf ihrem Flickenteppich und kaute genüsslich am
getrockneten Entenfleisch. Sie brauchte sich um Geld ja keine Sorgen
zu machen, schließlich hatte ja immer noch er, ihr Herrchen, Herr
Müller, für ihr Wohlergehen aufzukommen.
Er
las den Artikel in der Hoffnung weiter, eine Lösung für sein neues,
plötzlich aufgetauchtes Problem zu finden. Und tatsächlich
riet ein renommierter Wirtschaftsprofessor am Ende des Artikels,
zum Kauf von Immobilien, Gold oder Antiquitäten, um dieser
bösen Inflationsschere zu begegnen.
Erleichtert
seufzte Herr Müller auf und schlug gleich im Immobilienteil der
Zeitung nach, um sich etwas passendes auszusuchen. Bei
Primakauf, wo er ansonsten seine täglichen Einkäufe tätigte,
hatte er noch keine Immobilien gesehen, dessen war er sicher.
Außerdem hatte er dort immer noch Hausverbot, was ein schnelles
Nachforschen in dieser Sache unmöglich machte.
Doch
ganz schnell bemerkte Herr Müller, dass eine Immobilie für ihn
nicht infrage kam, gingen die Kaufpreise doch bei einhunderttausend
für eine kleine Eigentumswohnung los und an einem ganzen Haus
war gar nicht erst zu denken.
Bei
den Edelmetallen ging es ihm hier ganz ähnlich bis noch schlimmer,
konnte er doch mit dem Kauderwelsch der Börsenseite und den
Zahlentabellen, die für
Profis gedacht waren,
überhaupt nichts anfangen.
Einer
spontanen Eingebung folgend drehte er sich um und besah sich sein
braunes Cordsofa, das in seinem Wohnzimmer seit beinahe zwanzig
Jahren stand. Ob es schon eine echte
Antiquität war? Nein,
eher nicht, wenn es hundert Jahre alt wäre, dann vielleicht. Er
blätterte weiter, bis er bei der
Seite mit den
Todesanzeigen ankam und dort fiel ihm ein kleines Inserat ins
Auge:
Kaufe
Antiquitäten zu Höchstpreisen und Verkaufe Antiquitäten zu
Tiefstpreisen. Der faire Antiquitätenhandel. Auch an Sonntagen
geöffnet.
Das
Antiquitätengeschäft war nicht so weit entfernt und Herr Müller
war auch schon ein paar mal daran vorbei spaziert, dachte aber, es
handele sich um einen Ramschladen für alten ausgedienten
Trödel, den keiner mehr haben wollte.
Jetzt
wusste er es besser und er war froh darüber, diese Entdeckung
gemacht zu haben, womit er jetzt sein erspartes Geld vor dem
Verfall zu retten hoffte.
Mit
Daisy an der Leine brach er auf und betrat den Hausflur.
An
der Wohnungstür von Frau Maier blieb Daisy beherzt stehen und
meldete sich durch lautes bellen an. Die Tür schwang auf und Frau
Maier erschien.
»Ja
guten Tag meine kleine Daisy. Ach Herr Müller, so früh schon
unterwegs?«
Der
frühen Uhrzeit trotzend trug Frau Maier ein schwarzes Nichts von
Negligee, das den Mann in Herrn Müller
hätte erwecken können, wäre da nicht die große Besorgnis gewesen,
die Herrn Müller zu sofortigem Handeln drängte.
»Tut
mir leid Frau Maier, aber gerade jetzt habe ich gar keine Zeit. Eine
wichtige Erledigung, die keinen Aufschub duldet. Sie verstehen?«
Alles
an Herrn Müller wirkte auf Frau Maier hastig. Kein Zweifel für sie,
er war einer Panikattacke nahe.
»Nur
so viel Frau Maier, kaufen Sie sofort Immobilien, Gold oder, noch
besser, Antiquitäten, wenn Ihnen Ihr Leben ..., was sag ich? Ihr
Geld etwas wert ist.« Er zog kräftig an der Leine, aber Daisy
stemmte sich mit ganzer Kraft dagegen, sie wollte lieber noch
etwas zwischen den beiden herumkuppeln.
»Bitte
Daisy, komm jetzt. Unsere Existenz ist auf das Höchste gefährdet.
Wir müssen umgehend handeln.« Daisy ließ sich erweichen,
schließlich konnte sie ihre Kuppelei später immer noch versuchen.
Frau
Maier war, ganz weiblich konsterniert ob dieser Ignoranz ihrer Reize
und schaute beiden fassungslos hinterher, wie sie die Treppe nach
unten stürmten. Endlich auf dem Gehweg vorm Haus angekommen,
ließ Herr Müller keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit, sein
und Daisys Dasein zu sichern, und schlug einen flotten Gang an. Daisy
tippelte ebenso flott nebenher, ihrerseits entschlossen ihrem
Trottel-Herrchen
bei seinem nächsten, persönlichen Unglück
oder Desaster beizuwohnen.
Da
kam ihnen auch schon Herr Bartschel mit seiner Dogge, dem Rüpel
entgegen.
»Ja
sagen Sie mal Herr Müller, mit welchem Tempo sind Sie denn heute
unterwegs?« Rüpel knurrte, Daisy pupste vehemen.
»Nur
ein Tipp von mir Herr Bartschel. Kaufen Sie schnellstens Immobilien,
Gold oder Antiquitäten, oder Sie werden im Armenhaus landen.«
Herr
Müller unterließ es nicht, mit seinem Zeigefinger mahnend und
gewichtig nach oben zum Himmel zu zeigen.
»Och
Herr Müller, Immobilien hab ich schon. Was denken Sie, wie
meine Küche verdübelt ist, die kriegt keiner weg. Und Gold
habe ich mehr als genug. Mein Zahnarzt muss eine eigene Goldmine
haben, was der mir schon so alles in die Zähne gekleistert hat und
Antiquitäten ...? Na ja meine Frau ist so jung auch nicht
mehr.« Herr Bartschel fühlte sich Herrn Müller, wie immer,
haushoch überlegen und seine Scherze sollten das auch zum Ausdruck
bringen.
Seine
Dogge wähnte sich Daisy auch irgendwie überlegen, was sie aber
nicht ganz genau wusste, weil sie zu blöde war und Daisy zu clever
und flink, sich von ihr schnappen zu lassen.
»Sie
werden ja sehen Herr Bartschel. Sagen Sie später bloß nicht ich
hätte Sie nicht gewarnt, wenn Sie bei mir um einen Teller Suppe
betteln.« Hastig eilte Herr Müller weiter, er hatte keine Zeit
zu verlieren, denn jede Minute kostete ihn Geld, wie er jetzt wusste
und ein Jahr war kurz.
Er
versuchte zu rechnen, die Inflationsrate lag also zwischen zwei
und drei Prozent. Ein Jahr hatte dreihundertfünfundsechzig
Tage. Wie viel Geld hatte er bis jetzt in der Zwischenzeit schon
verloren, als er diese fürchterliche Meldung gelesen hatte?
Kurz
überlegte er, dass wenn er letztens bei Kaufgut nicht so
fürchterlich viele unumtauschbare Sonderangebote gekauft hätte, er
sich vielleicht eine klitzekleine Wohnung hätte leisten können. Zum
Vermieten, auch kleinster Baracken, fanden sich immer Studenten
oder sonstige arme Schlucker, denen er die Prozentrechnung nicht
zutraute. Jedes Jahr fünf Prozent Mieterhöhung würden sein
persönliches Inflationsdesaster mehr als ausgleichen.
Es
war müßig hierüber weitere Gedanken zu verschwenden, alles
was er bei Kaufgut erstanden hatte, war eindeutig nicht
immobil, wieso sonst die vielen Einkaufstüten und der Hauschauffeur?
Und etwas goldenes war auch nicht dabei. Sicher waren seine
massiven Einkäufe dort nicht der letzte Schrei, sonst wären
sie ja wohl sicher keine Sonderangebote gewesen, aber sie als
Antiquitäten zu bezeichnen, ging Herrn Müller dann doch zu weit.
Noch
drei letzte Häuserblocks, dann müsste er am Antiquitätengeschäft
sein, erinnerte er sich.
Da
sah er auch schon Madame Janine, als er um die nächste Ecke bog. Wie
immer, schritt sie massiv und sehr lasziv auf ihn zu. Ihm fiel ein,
dass er immer noch keine eigenen Visitenkarten hatte. Er nahm
sich vor dies zu ändern, wenn er erst einmal Eigentümer einer
Antiquität wäre. Madame Janine hatte eigene Visitenkarten,
sogar goldfarbene. Ob sie denn auch über Antiquitäten
verfügte?
Sie
blieb vor ihm, mit ihrer Pudeltussi stehen und somit hatte Herr
Müller die Gelegenheit, diese Frage umgehend zu klären.
Nebenbei
konnte er sie vielleicht, mit seinem Neuen, überlebensnotwendigem
Wissen beeindrucken. Der Ritter in ihm war erweckt.
»Ja
guten Tag Madame Janine. Sind Sie auch schon dabei, Ihr Hab und
Gut vor der, wie soll ich sagen, um sich greifenden Gefahr,
abzusichern?« Herr Müller streckte seine Einszweiundsiebzig stramm
und gewichtig dem Himmel entgegen.
»Ich
habe noch nichts davon gehört Herr Müller, dass hier in absehbarer
Zeit ein Krieg stattfinden sollte. Wissen Sie etwa mehr als ich?
Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?« Gab sie sich
unwissend.
Madame
Janine musterte ihn kühl von oben herab und hielt ihre Pudeltussi
straff an der Leine.
Herr
Müller kratzte sein Kinn.
»Nun
von Krieg kann nicht unbedingt die Rede sein, aber diese
galoppierende Inflation, wissen Sie? Die hat es wirklich in sich, das
kann ich Ihnen sagen. Ich jedenfalls bin gerade unterwegs, um zu
retten, was zu retten ist.«
Herr
Müller wollte von sich aus nicht zu viel verraten. Sollte sie
ihn doch fragen, schließlich wusste er ja um die Gefahr, die auf sie
lauerte und nur er hatte die Lösung, den Ausweg aus dieser Misere
parat.
Den
Zeitungsartikel mit dem Professorenrat unterschlug er ihr unreinen
Gewissens.
Herr
Müller sah sich auf dem besten Wege, ihr Held zu werden. Er wollte
Madame Janine unbedingt vor der vollkommenen Verarmung bewahren und
beschützen. »Wie ich aus sicherer Quelle weiß, Madame Janine,
können nur Immobilien, Gold oder Antiquitäten Sie vor der völligen
Geldentwertung bewahren. Ich persönlich habe mich für den Kauf
einer Antiquität entschieden, das scheint mir die billigste Lösung.«
Herr Müller war sich seiner wirtschaftlichen Kompetenz bisher nicht
bewusst gewesen, umso erfreuter war er, als sich in Madame
Janines dunklen Augen ein heller Funken von Aufmerksamkeit zeigte.
»Nun
Herr Müller, Immobilien kommen für mich schon berufsbedingt nicht
infrage, ich muss ja in Bewegung bleiben und Antiquitäten wären mir
zu sehr von gestern, ich bin eine moderne Frau. Na ja und Gold lasse
ich mir schon schenken, immerhin erwarte ich, neben dem üblichen
Tarif, etwas Dankbarkeit für meine diskrete Verschwiegenheit.
Das werden Sie doch verstehen.«
Nichts,
aber auch gar nichts verstand Herr Müller, was ihn doch sehr
irritierte, hatte er doch gerade eben sein umfangreiches Wissen über
monetäre Zusammenhänge und komplizierte, geldpolitische Strategien
zum Besten gegeben.
Daisy
zog an der Leine, sie wollte jetzt ihrerseits nicht mehr immobil sein
und sich von dieser parfümierten Pudeltussi entfernen.
»Wie
Sie meinen Madame Janine. Ich muss mich empfehlen? Dringende
geschäftliche Transaktionen müssen getätigt werden.«
Er
hatte getan was er konnte, mehr war da nicht zu machen bei Madame
Janine.
Sollten
seine Visitenkarten auch goldfarben sein oder doch lieber etwas
bescheidener, fragte er sich beim Weiterhasten?
Besser
wären vielleicht welche, die unauffälliger wirkten, er wollte
auf keinen Fall, dass sich demnächst irgendwelche verarmte
Bittsteller bei ihm einfanden. Nur bei Madame Janine würde er
eventuell eine Ausnahme machen, aber sie schien ja über
Goldreserven zu verfügen.
Wie
schade, gestand er sich ein, mit Gold konnte er ihr nicht dienen.
Angekommen!
Unschlüssig
stand Herr Müller mit Daisy an der Leine, vor dem großen
Schaufenster. Wie er die ausgestellten und sicherlich äußerst
wertvollen Antiquitäten ehedem nur als nutzlosen Tand befunden
hatte, konnte er sich nicht erklären.
Wie
sagte seine Mutter doch immer: Antiquitäten sind nicht bei
armen Leuten zu finden. Wenn sie doch arm waren, saßen sie auf
Schätzen, von denen sie nichts wussten, so dumm waren sie.
Recht
hatte Mutter!
Geld
hatte für Herrn Müller an Reiz verloren, er wollte nur noch
innovativ und krisenfest in seine Zukunft investieren.
Er
trat ein.
»Guten
Tag der Herr. Womit kann ich dienen?« Begrüßte ihn der
Inhaber. Herr Müller besah sich diesen hageren, kauzig
wirkenden Mann und konnte es beinahe nicht glauben, dass es noch
kleinere Männer, mit noch weniger Haaren auf dem Kopf gab als ihn
selbst.
Herr
Müller schmiss sich in die Brust und nahm Daisy hart an die Leine,
dass diese kurz bellte, um zu protestieren.
»Ich
möchte Antiquitäten kaufen. Bin ich in dieser Sache hier
richtig bei Ihnen?«
Der
kleine, kauzige Mann, der bestimmt schon an die achtzig sein musste
und somit gut zu seinen Antiquitäten passte, faltete seine
Hände vor der schmächtigen Brust und machte einen kleinen Diener.
»Sie
sind so richtig bei mir, wie Sie richtiger nicht sein können mein
Herr. Ich kaufe zu Tiefstpreisen und verkaufe zu Höchstpreisen.«
Der alte Kauz zeigte mit ausgestrecktem Arm um sich.
Herr
Müllers Unterbewusstsein sendete ihm deutliche Signale, irgendetwas
falsch verstanden zu haben. Doch sein Bewusstsein ignorierte
tiefer sitzende Irritationen, da es gerade mit anderen Sorgen
beschäftigt war.
»Darf
ich den Grund erfahren, warum Sie sich für Antiquitäten
interessieren? Aus Liebhaberei vielleicht oder aus Gründen, die mir
noch schleierhaft sind?« Der Inhaber öffnete seinen Mund zum
Lächeln und Herr Müller entdeckte einige prächtig funkelnde
Goldzähne. Herr Müllers Verstand kam auch Hochtouren. Gold im Mund
und Antiquitäten im Laden, ob dieses Haus hier auch dem Inhaber
gehörte? Er wollte keineswegs zu aufdringliche Fragen stellen und
verlegte sich augenblicklich auf seine eigenen strategischen
Überlegungen. »Nun Sie müssen wissen«, begann Herr Müller sehr
zögerlich und zaghaft, »durch wichtige Veränderungen in der Welt
der Hochfinanz, sehe ich mich gezwungen, mein Kapital, also
meine Ersparnisse, umzuschichten. Das werden Sie als Geschäftsmann
doch verstehen?«
»Ich
verstehe Sie sehr gut
mein Herr. Sie möchten Antiquitäten in ihr Anlageportfolio
aufnehmen?«
Golden
blitzte es aus dem sprechenden Mund. Was ein Portfolio war und was
das, wie auch immer, mit Anlagen zu tun hatte, wusste Herr Müller
nicht. Da aber alles sehr professionell klang, wollte er dem
Inhaber vertrauen.
»Ja
nun, was können Sie mir denn empfehlen? Ich bin Neukunde und
benötige, gewissermaßen, Beratung.«
Herr
Müller gab sich vertrauensvoll und leutselig, welche Gefahren
konnten ihm bei diesem kleinen alten Mann mit Goldzähnen und
Antiquitäten schon begegnen?
»Sehr
gern mein Herr, fangen wir doch bei diesem wunderschönen
Chesterfield Sofa an.« Der Inhaber zeigte stolz auf ein brüchiges,
schmutzigbraunes Ledersofa, dem obendrein zwei Standfüße
fehlten.
Herr
Müller bekam einen Schreck und dachte unwillkürlich an sein
bequemes Cordsofa zuhause im Wohnzimmer.
»Stellen
Sie sich vor, auf diesem Sofa sitzend befehligte Winston Churchill
seine Truppen und stritt mit Roosevelt über militärischen
Nachschub. Sie müssen zugeben, mehr geschichtsträchtige
Antiquität geht kaum.«
Herr
Müller stellte sich Winston Churchill mit dicker Zigarre auf diesem
Ungetüm sitzend vor. Der kleine alte Mann ließ es aus seinem Mund
wieder golden blitzen.
»Wussten
Sie, dass Winston Churchill nur Einmeterdreiundsiebzig groß
war?« Jetzt blitzten auch die kleinen Äuglein des Inhabers.
Herr
Müller war sprachlos. Der große Winston Churchill war nur einen
lächerlichen Zentimeter größer als er selbst gewesen? Herr Müller
war jetzt von sich selbst schwer beeindruckt.
Atemlos
begann er, »was soll die Churchill Couch denn kosten? Und wird sie
im Wert noch steigen? Ich meine, wird sie mir gegen die Inflation
helfen? Kann man darauf auch noch bequem sitzen?« Er überlegte
schnell, ob er mit dem Zigarrenrauchen anfangen sollte.
Der
jetzt listig gewordene Inhaber besah sich Herrn Müller genauer und
überlegte bis wohin er gehen konnte. Sein innerer Taxameter
ließ auch Daisy nicht außer Betracht. Immerhin ein echter Chihuahua
und damit reinrassig und sicher nicht billig. Er kam zu dem
Schluss, erst einmal hoch zu pokern, »sehen Sie hier diese tiefe
Kuhle im Sitz? Da hat Churchill immer gesessen. Er war ja ein
gewichtiger Mann. Aber selbstverständlich sind solche
Antiquitäten mit Geschichte bestens dazu geeignet dem Charakter
der Geldentwertung, den eine Inflation ja mit sich bringt,
entgegenzuwirken. Und bedenken Sie erst einmal den unerhörten,
ideellen Wert eines solchen Schatzes. Mit fünftausend Euro wären
Sie bestens bedient.« Herrn Müllers Kinnlade fiel in Richtung
Süden. Mit so viel Geld hatte er nicht gerechnet und schon gar
nicht auf der hohen Kante.
»Na
so was, ich dachte doch schon an etwas Günstigeres. Außerdem,
die Couch ist ja auch sehr groß und ob ich dafür genug Platz
zuhause habe? Und die hohen
Transportkosten erst?« Der Antiquitätenhändler überdachte
flugs
seine Verkaufstaktik.
»Sehen
Sie hier, mein Herr dieser Humidor aus Holz. Hierin hat Churchill
seine Romeo y Julieta No.2 gelagert, echte kubanische Zigarren,
müssen Sie wissen. Mit tiefen Kratz- und Bissspuren, sehen Sie doch.
Winston war geradezu berüchtigt für seine Ungeduld.«
»Und
jetzt stellen Sie sich einmal vor«, fuhr der Inhaber fort, »Sie
sitzen auf diesem antiken Sofa, mit dem Humidor auf dem Schoß. Ganz
wie der gute Winston. Und beides zusammen für nur dreitausend Euro.
Über die Transportfrage lässt sich reden.«
Daisy
mittlerweile müde, suchte ein Plätzchen um etwas zu ruhen.
Neben dem antiken Sofa stand ein ausgeleierter und schiefer
Bastkorb mit einer alten Decke drin. Lustlos schnüffelte Daisy an
der Decke, die ziemlich muffig roch. Genau das Richtige befand
Daisy und rollte sich hinein, um zu dösen.
Der
Inflation zu entkommen war ganz schön teuer, sogar mit
Antiquitäten, stellte Herr Müller fest. Auf der anderen Seite
konnte er sich der geschichtlichen Tiefe nicht entziehen und hatte
urplötzlich eine Vision, wie Madame Janine vor seinem neuen Thron
niederkniete und ihm ergeben Feuer für seine dicke Zigarre reichte.
Ihm wurde wohlig und er suchte ein Telefon um umgehend Roosevelt
anzurufen, wo auch immer der sein mochte.
Der
Inhaber entdeckte Daisys süßen Schlummer und riss
Herrn Müller aus seiner Vision.
»Teile
und herrsche heißt es bei wahren Herrschern und wie nur
könnten Sie schon
standesgemäßer Repräsentieren als mit ihrem Chihuahua in
einem Hundekorb in der schon die kleinen Hündchen von Katharina der
Großen ihr Schläfchen hielten. Und Sie auf der Churchill Couch mit
Humidor und Zigarre. Alles zusammen für einen Tausender wenn Sie in
bar zahlen. Der Transport ist kostenlos.«
Endlich
wieder zuhause, saß Herr Müller auf seinem braunen Cordsofa, das
keinen geschichtlichen Hintergrund aufweisen konnte und sann
über seine getätigten Transaktionen nach. Die Churchill Couch und
der Humidor sollten erst einmal im Keller eingelagert werden. Er
wollte nicht durch unbeabsichtigte Nutzung deren Wertzuwachs
gefährden. Allein der Zarin Hundekörbchen wollte er Daisy
nicht entreißen und hatte es gleich mitgenommen. Es ersetzte gerade
ihren Flickenteppich. Behaglich lehnte er sich auf seiner Couch
zurück und öffnete die Morgenpost vom Vortag, die nur aus einem
Werbebrief bestand und fand einen Prospekt von Kaufgut
vor.
Auf
der ersten Seite stand in großen Lettern:
Heute
im Sonderangebot: Hundekörbchen nur 14,95!
Er
besah sich das Foto des beworbenen Hundekorbes und wunderte sich,
dass man schon vor weit über zweihundert Jahren so moderne
Hundekörbchen gebaut hatte.
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